Eigenveröffentlichung / VÖ: 30. August 2024 / Alternative Metal
insanitymoments.com
Text: David Spring
Es gibt viele Bands, die mit tiefgestimmten Gitarren, harten Gesängen und eimerweise Energie mal mehr, mal weniger überzeugend Musik machen. Es braucht einiges an Glück, Talent und Einzigartigkeit, um sich im Metal zu beweisen und herauszustechen. Insanity Moments aus Osnabrück sind eine solche Band und nach dem beachtlichen 2023er Debütalbum gibt es nun mit «Nocturnal Reveries» eine neue EP, die es in sich hat.
Oft schreiben sich Bands auf den Schirm, dass sie sich niemals auf ein Genre versteifen wollen. Insanity Moments kommen diesem Anspruch tatsächlich erstaunlich gut nach. Während der Grundsound alle Elemente des Alternative Metals bietet – bombastische Drums, tonnenschwere Gitarrenriffs, wüste Breakdowns und epische Refrains – so geht der Vierer gerne noch einen Schritt weiter. «Nasty Fin» etwa wartet mit Rap-Parts auf, die gar an Linkin Park erinnern und die Sache massig auflockern. «Black Thoughts» wiederum ist überraschend poppig, ja fast schon kitschig, bis auf einmal eine ultra-heavy Deathcore-Passage alles wegbläst. Dabei gelingt es der Band trotzdem, nach sich selbst zu klingen – beachtlich!
Das heimliche Highlight ist der Track «Hope Is A Dream». Hier kommen all die Elemente zusammen und erschaffen einen vernichtend guten Song. Zu Beginn übernimmt der Bass den Lead, der Gesang wechselt zwischen epischen Melodien und gewaltigen Growls und immer wieder werden munter verspielte Elektroparts und kleine Spielereien eingestreut, die alles auflockern und Spannung erzeugen. Das Aushängeschild von Insanity Moments ist die gewaltige Stimme von Vokalist Jan Blume, der seinen Stimmbändern alles abverlangt. Wenn er, wie zum Beispiel am Ende des grossartigen Titeltracks, richtig loslässt und brutale Shouts ins Mikro brüllt, kommt man nicht umhin, mit grossem Grinsen im Gesicht die Haare fliegen zu lassen.
Auszusetzen gibt es an der EP nicht viel, nur ein Punkt wäre da: «Burning Bridges»! Warum eine solch tolle, heftige und abwechslungsreiche Platte mit einer Akustik-Ballade, die eigentlich auch von Coldplay sein könnte, aufhört, kann ich nicht verstehen. Nicht, dass akustische Songs oder Balladen immer schlecht sein müssen, aber dieser Track wirkt zu sehr nach «wir müssen was fürs Radio machen» und fällt so stark aus dem Rahmen. Zum Glück ist dies das einzige Manko auf dieser sonst wirklich verdammt guten EP. Beginnt man danach von vorne, ist der Schreck vorbei, denn sobald der Opener «Dead Awakening» mit brachialen Deathcore-Breakdowns und einem fantastischen Gitarrensolo loslegt, ist die Welt wieder in Ordnung.
«Nocturnal Reveries» ist ein starkes Werk einer faszinierenden, talentierten Band. Die Songs darauf machen Laune und Insanity Moments vereinen die unterschiedlichsten Metal-Subkategorien gekonnt zu ihrem ganz eigenen, überzeugenden Sound. Nicht vielen Bands gelingt diese Vermischung von Genre-Elementen so natürlich. Insanity Moments sind genau auf dem richtigen Weg, auch ohne Coldplay, weshalb ich nur sagen kann: Hut ab, Fäuste in die Luft und ab dafür, so macht moderner Metal Spass!