Noisolution / VÖ: 30. August 2024 / Psychedelic Rock
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Text: David Spring
Vor ein paar Jahren, 1969, um genau zu sein, trat ein Tommy auf die Bildfläche, der in die Annalen der Musikgeschichte eingehen sollte. Das legendäre The Who Album mit ebendiesem Namen sorgte für Furore und zählt heute noch zu den wegweisendsten Rock-Opern. Nur 55 Jahre später hat sich Tommy von seinen religiösen Ambitionen verabschiedet und konzentriert sich nunmehr nur noch auf den Rock. Bühne frei also für Tommy And The Teleboys!
Wie viel Einfluss The Who auf diese spannende Band wirklich hatte, kannst du selbst entscheiden. Doch wenn kreativer, vogelfreier Psychedelic Garagerock schon damals deins war, stehen die Chancen gut, dass Tommy And The Teleboys deinem Geschmack entsprechen werden. Denn hier rumpelt der Bass, es fuzzen die Gitarren und es schmettern die Trommeln, dass es eine Freude ist. Schon nur der Albumtitel lässt vieles erhoffen: «Gods, Used, In Great Condition» heisst das Debüt des Vierers und tatsächlich war der Psych Rock schon lange nicht mehr in so guter Verfassung, wie hier.
Die Platte wurde in bester DIY-Manier in Eigenregie erstellt, vom schicken Albumcover bis hin zum zu Hause aufgenommenen Bass, den «10’000 darübergelegten Gitarrenspuren» und den im Proberaum eingesungenen Vocals. Garagen-Rock, wie er sein muss. Und offensichtlich verstehen Tommy And The Teleboys ihr Fach, denn die Scheibe klingt fantastisch. Durch die furchtlose, kreative und detailverliebte Herangehensweise entstanden neun formidable Songs, einzigartig, abwechslungsreich und wie aus einem Guss. Vom luftig rockigen Opener «Gib Mir», der Pete Townsend die Freudentränen in die Augen steigen liesse, über das wütend lärmige «Loverboy», auf dem die Band ihre Noise-Punk-Seite auslotet, bis hin zum düster folkigen «Night At The Junkyard», welches das Album geheimnisvoll beendet – es ist alles dabei, was eine vorzügliche Rock-Platte braucht.
Tommy And The Teleboys vermischen Genres voller Gusto. Hier etwas Psychedelica, da etwas Garagen-Rock, vermischt mit Postpunk, Electronica, Noise und Kraut. Ein musikalisches Neungangmenü voller Überraschungen und Leckerbissen, die zu einem exquisiten Ganzen zusammenkommen. Und wäre das nicht genug, so überzeugt die Band auch inhaltlich. Jesusfanatiker, ewiggestrige Konservativradikale, Jeff Bezos und seinesgleichen, sie alle kriegen bissige Abhandlungen. Das eingangs erwähnte Televerse, die dystopische Parallelwelt, in der die Band fungiert, dient dabei als thematischer Rahmen, ohne das Album je vollkommen zum gefürchteten Konzeptalbum verkommen zu lassen.
«Gods, Used, In Great Condition» bringt uns 45 Minuten vorzügliche Rockmusik. Frisch und modern, um sich 2024 zu beweisen, und doch nostalgisch und old-schoolig genug, um sich mit den Meistern von damals messen zu können. Tommy And The Teleboys machen Musik für alle, die laute, kreative Gitarrenmukke schätzen und für alle, die noch immer gerne die alten Helden auf dem Plattenteller haben, aber auch mit der Zeit gehen. Tommy ist und bleibt ein Pinball Wizard, vor allem aber macht er richtig geile Musik.