Mühle Hunziken – Rubigen
Donnerstag, 11. Juli 2024
Text & Bilder: Nathalie Lobsiger
Der 1973 in Rhinebeck, New York geborene US-amerikanische-kanadische Singer-Songwriter und Komponist Rufus Wainwright hat in seiner musikalischen Laufbahn zehn Studioalben und mehrere Songs für Filmsoundtracks aufgenommen, zwei klassische Opern komponiert und für ein Theaterstück des Regisseurs Robert Wilson Shakespeare-Sonette vertont. Auf der Bühne standen vergangenen Donnerstag ein wundervolles Steinwell & Sons Klavier und ganz schlicht ein Mikrofonständer bereit. Nach der offiziellen Ansage mit einer kurzen Vorstellung des Ausnahmekünstlers betrat dieser auch schon die Bühne und setzte sich ans Klavier. Es war an diesem Abend seine Premiere in der illustren Mühle Hunziken.
Ohne viel Aufhebens setzte er sich ans Klavier und überraschte mit einem opernhaft angehauchten Stück, perfektem Klavierspiel und einer wundervollen Stimme. Wie er uns nach dem Song erzählte, stammt dieser aus einer Oper, die er während der Pandemie komponiert hatte und deren Welturaufführung Mitte Juni vom «Orchestre philharmonique de Radio France» mit der Sopranistin Anna Prohaska und als Erzählerin keine Geringere als Meryl Streep uraufgeführt wurde (Interessierte klicken hier).
Mit dem Kommentar «This one ist more summery» spielte er den Song «Montauk» am Klavier – fröhlich-verträumt, verbreitete dieser Track sommerliche Leichtigkeit. Wainwright kam sehr authentisch, locker und höchst professionell rüber und hielt regen Dialog mit dem Publikum. Mit «Vibrate» schlug er ruhigere Töne, wobei in dem spannend arrangierten Song die Textzeile «Pinocchio is now a boy who wants to get back into a toy» gut auch aus einem Musical hätte stammen können. Wainwright erwähnte, dass er am Nachmittag bei einem Bergsee gewesen sei, dort wohl ein bisschen zu viel Sonne erwischt habe und nun wohl daran sterben würde, natürlich mit einem Augenzwinkern. Unterhaltsam, witzig und selbstironisch führte er auch durch den weiteren Konzertabend.
Der Song «Ready For Battle» aus seiner Musical-Adaption des Films «Opening Night» hat gemäss Wainwright eine interessante Geschichte, die er uns nicht vorenthalten möchte. Er habe fünf verschiedene Songs für diesen Part im Musical geschrieben, aber keiner davon habe wirklich gepasst, bis er fünf Tage vor der Erstaufführung diesen Track geschrieben habe, der perfekt war. Er bewarb an diesem Abend mehrmals das Album «Northern Star», das nur am Konzert am Merchandising-Stand verkauft würde und online nicht verfügbar sei. Dieses Album wurde anlässlich Kanadas 150. Geburtstag im Jahr 2017 aufgenommen. Es folgte ein Stück ab diesem Album, und zwar eine Coverversion von Leonard Cohens «So Long Marianne», das von Wainwright virtuos und mit viel Gefühl und Leidenschaft interpretiert wurde. Als Zugabe wurde unter anderem nochmals ein Stück von Leonard Cohen interpretiert, diesmal «Halleluja» in einer unglaublichen Intensität und wunderschön.
Überraschenderweise gab es an diesem Abend noch eine zweite Zugabe in Form des Songs « Complainte De La Butte » (vom Soundtrack zu « Moulin Rouge »). Nach frenetischem Jubeln und Klatschen verliess er gut gelaunt und Kusshände-verteilend die Bühne. Ein musikalisch virtuoser Abend war damit wieder Geschichte.