Mühle Hunziken – Rubigen
Montag, 1. Juli 2024
Text und Bilder: Nathalie Lobsiger
Seit 2009 bereichern Rival Sons den internationalen Rock’n’Roll-Horizont mit beeindruckendem Gesang, intensiven Gitarrenriffs und kraftvollen Grooves. Das Quartett um Jay Buchanan, Scott Holiday, Mike Miley und Dave Beste überrascht immer wieder aufs Neue mit seinem unverwechselbaren Sound. Dieser lässt sich nur schwer in eine musikalische Stilrichtung einordnen – was sich allerdings wie ein roter Faden durchzieht, ist ihre Affinität zum Soul, Rock’n’Roll und ihre tiefgründigen Texte.
An diesem Abend war die Mühle Hunziken bis auf den letzten Platz ausverkauft, es war schliesslich die Premiere der Rival Sons in der Mühle. Entsprechend gross war das Interesse am Auftritt der Mannen. Fast pünktlich um 20.00 Uhr ging es sehr energisch los mit dem Song «Mirrors» – die Euphorie im Publikum war förmlich spürbar.
Optisch machte ihr Auftritt einiges her, der Bassist Dave Beste mit Sonnenbrille und nach vorne gegelten Haaren, Gitarrist Scott Holiday mit Lederjacke, Hut und Lederhose und Sänger Jay Buchanan im Ledergilet und barfuss.
Für die ersten 3-4 Songs war die Stimme nicht ideal abgemischt, was sich danach deutlich besserte. Beim Song «Tied Up» wurde es so richtig soulig und groovig, die Bühne in blaues Licht getaucht. Es folgte der sehnsuchtsvolle und etwas schmachtende Track «Too Bad» mit treibenden Beats, prominentem Schlagzeugspiel und ausgeprägt souligen Gesang, der von vergangener Liebe und viel Schmerz erzählte.
«Feral Roots», unbestritten einer der grössten Hits vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2019, startete ganz unauffällig und leise und plätscherte zuerst etwas vor sich hin, bis dann der Refrain einsetzte: «Feral Roots are calling me back home…», druckvoll, emotional, stark und vermochte das Publikum zu verzaubern. Besonders erwähnenswert ist ein Intermezzo mit Gitarrenspielereien und Freestyle-Einlagen. «Open My Eyes» groovte sehr, in Kombination mit der souligen Stimme von Buchanan eine grossartige Mischung.
Ruhigere und melancholische Klänge wurden beim Song «Darkside» angeschlagen, der Beginn des Stücks war langsam und schmachtend mit wiederkehrenden härteren Zwischenteilen. Im Publikum war es sehr still, gebannt wurde der einmaligen Stimme gelauscht. Der zweite Teil des Songs riss nach oben aus und wurde sehr dynamisch, bis es zu einem ganz leisen Ende kam.
Buchanan erwähnte in einem Nebensatz: «This stage is tiny!» und plauderte etwas aus dem Nähkästchen, was gerade politisch in den USA los sei und sinnierte über den Unsinn von Krieg, insbesondere im Nahen Osten und dass der nächste Song allen gewidmet sei, die ihre Kinder nicht beschützen können. Es erklangen bereits die ersten Töne des Songs «Shooting Stars», der in einer reinen Akustikversion zum Besten gegeben wurde und für Gänsehaut sorgte. «Do Your Worst» kam sehr energisch, kraftvoll und gitarrenlastig inkl. Gitarrenposing daher – ein sehr verspielter Zwischenteil brachte noch mehr Dynamik in den Song und das Publikum ging voll mit.
Im Song «Keep On Swinging”, der mit sehr viel Groove und Energie, einem sehr starken Schlagzeugspiel und viel Improvisation mit dem Einflechten des Stücks «You Are My Sunshine» daherkam, ging es im Verlauf mit «hendrixesken» Gitarreneskapaden krautrockmässig zu und her. Die Rival Sons sind nicht gerade bekannt dafür, Zugaben zu spielen. An diesem Abend taten sie es trotz allem mit dem Stück «Torture» (das übrigens nicht auf der gedruckten Setlist erschien), die Darbietung glich allerdings mehr einer Improvisation und mutete wie eine Jamsession an. Ein Konzertabend der Extraklasse neigte sich damit dem Ende zu.