Vendetta Records / VÖ: 7. Juni 2024 / Black Metal
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Text: David Spring
Alles muss zerstört sein, oder wie es die Punks in Berlin bereits in den 70ern sagten: «wenn kaputt, dann wir Spass!» Doch heute geht es weder um Punk noch um Spass, denn niemand Geringeres als das vortreffliche Schweizer Black-Metal-Duo Ernte hat ein neues Album am Start. «Weltenzerstörer» nennt sich ihr drittes Werk, und ja, es klingt entsprechend.
Ernte besteht aus Sängerin, Bassistin und Violinistin Askahex sowie Häxär, auf dessen Kappe die restlichen Instrumente gehen. Wie das Album-Artwork erahnen lässt, ist darauf keine leichte Kost zu finden. Das riesige Seemonster, in dessen Schatten die winzigen Menschen bangen, steht sinnbildlich für den vernichtenden Inhalt. Der Titel bezieht sich bewusst auf mehrere Welten, nicht nur auf unseren Heimatplaneten. In den Worten der Band geht es um die Zerstörung der «Welt der kranken Gedanken. Der Welt der falschen Gefühle, des Konsums, der Manipulation und der Welt der Religionen, die wir alle zutiefst verachten.»
«The Witch (Was Born In Flames)» eröffnet das Werk langsam und bedrohlich. Der dämonische Gesang der Askahex schneidet sich direkt in die Gehörgänge, während die Gitarren atmosphärisch und überraschend melodiös aufbauen. Nach und nach zieht wird das Tempo angezogen, bis schlussendlich ein unerhörtes Gewitter über uns hereinbricht. «Ruler Of Chaos» dreht die Intensität noch weiter in die Höhe, die Atmosphäre, die Ernte hier kreieren, ist hoffnungslos und einsam. Man merkt, dass Häxär und Askahex neuerdings ihre modrigen Fühler auch in Richtung Doom ausstrecken, was sehr gut zum nihilistischen Gesamteindruck der Band passt.
«We Wander The Winter Forest» ist erstklassiger, eiskalter Black Metal, der brutale, aufschürfende und beunruhigende Bilder malt, aber auch mit erstaunlich eingängigen und beinahe versöhnlichen Melodien überzeugt. Ernte widmen sich nicht nur ihrem misanthropischen Weltbild, sondern auch der Natur und der darin verborgenen Magie. Nach der Zerstörung der Welten muss es irgendwie weitergehen und die schöpferische, immerwährende Kraft der Natur ist es, die allem neues Leben einhauchen wird. Ob in diesen Bildern der Zukunft noch Platz für uns Menschen gefunden werden kann, ist allerdings zu bezweifeln…
Ernte machen auf ihrem dritten Werk verdammt vieles richtig. Zwar ergeben sich in den über 40min Spielzeit auch ein paar Längen, ein, zwei kurze, furiose Songs hätten vielleicht noch mehr Abwechslung gebracht. Nichtsdestotrotz, die Atmosphäre, die Ernte hier heraufbeschwören, ist fantastisch, und die Songs überzeugen mächtig. Es ist vorzüglicher, einwandfrei produzierter Black Metal, der unter die Haut geht und niemals kaltlässt. Zweifelsohne darf sich «Weltenzerstörer» jetzt schon als eine der besten heimischen Extreme-Metal-Veröffentlichungen des Jahres rühmen.