Eigenveröffentlichung / VÖ: 17. Mai 2024 / Punk
fornhorst.de
Text: David Spring
«Leben Ohne Scheiss», wer wünscht sich das nicht? Unser aller Alltag ist eh mühsam, die Welt geht zu Grunde, die Medien sind voller Hass und Missgunst und auf die Politik ist sowieso keinen Verlass. Da trifft es sich gut, legen uns die sympathischen Punker:innen von Fornhorst ihre neueste Platte vor – und erzählen uns, wie so ein «Leben Ohne Scheiss» aussehen kann.
Der ungewohnte Bandname steht für ein Bauernhaus in Schleswig-Holstein, das Mastermind und Sänger/Gitarrist Normen sein zu Hause nennt. Weit weg von allem macht er da Musik, in dem er allerlei Musizierende um sich schart und so quasi ein DIY-Punkrockkollektiv schuf. Und das Resultat? Ja, das hat es verdammt noch mal in sich! Bereits der grossartige Opener «Vielen Dank für deine Angst» stellt klar, dass Fornhorst keine halben Sachen machen. Der hervorragende Text, der mit all den xenophoben Ärschen unserer Gesellschaft aufräumt, paart sich wundervoll mit den ungezähmten Riffs und dem saftigen Beat. «Alles so schön ruhig hier» überrascht danach mit glorreichen Metal-Gitarren. Ein formidables Brett und endlich mal wieder Mucke, um komplett durchzudrehen.
Abwechslung wird grossgeschrieben, und so erinnert «Ein bisschen traurig, aber hey» mit dem vertrackten Riff in den Strophen auf einmal an Billy Talent. «Tommi» wiederum kommt sogar mit Ska-Gitarren im Offbeat daher – plus einem der besten Texte der Platte, in dem Normen die grosse Kunst des humoristischen, sarkastischen Erzählens schwieriger Umstände perfektioniert. Fornhorst bleiben trotz aller Einflüsse und Genreausflüge sich selbst treu, nicht zuletzt dank dem wunderbar frischen Sound der Platte. Geile Gitarren mit vielen Höhen, keine digitale Überproduktion und Normens nicht immer perfekte, dafür umso sympathischere Reibeisenstimme – genauso soll Punkrock sein!
Fornhorst haben ein grossartiges Punkalbum geschaffen und es gibt auf «Leben ohne Scheiss» vieles zu Entdecken. Da wäre etwa die immens wichtige Feminismus-Hymne «Sei laut und unbequem», das rasant wütende «Angepisste People», das brav vor der eigenen Szene-Haustür fegt – und sich dabei musikalisch mal eben kurz von Muse inspirieren lässt. Oder das «Sauflied», in dem der ach so geliebte Alkohol(über)konsum für einmal nicht zelebriert, sondern stark kritisiert wird. Die Platte sprüht nur so von old-school DIY-Vibes, geht ab wie nichts Gutes, wartet mit ein paar der besten Texte seit langem auf und bietet Abwechslung, Gedankenanstösse und schlicht vorzügliche, laute Musik. Ja, das Leben ist mühsam und schwierig, aber immerhin klingt es manchmal doch verdammt gut. Ohne Scheiss.