Humbug – Basel
Samstag, 4. Mai 2024
Text: David Spring
Wenn der Teufel zum Tanze lädt, dann ist diesem Folge zu leisten. Und wenn es sich beim Teufel nicht um irgendeine beliebige, gehörnte Gestalt handelt, sondern um das zauberhafte Rock’n’Roll-Duo The Devils höchstpersönlich, dann werden keine Ausreden zugelassen. Mit ihrem neusten Werk «Let The World Burn Down» im Gepäck luden die beiden Italiener:innen im Basler Humbug zum ohrenbetäubenden Stelldichein und lieferten eine Rock-Show der ganz speziellen Sorte.
Den Auftakt machten an diesem lauen Frühlingsabend die sonderbaren Gestalten von Shah Blah aus Bern. In kuschlige Pelzmäntel oder Pailletten-besetzte Anzüge gewickelt boten die Vier bereits etwas fürs Auge, bevor es überhaupt losging. Zu Beginn der Show gingen es noch relativ gemächlich und entspannt zur Sache, doch schnell fielen vor allem die fantastischen Gitarrenparts der beiden singenden Saitenhexer auf. Filigran und geschmackvoll liessen sie ihre Finger über die Griffbretter wandern und wechselten sich immer wieder fliessend mit dem Lead ab. Das machte trotz des gemütlichen Tempos gleich unglaublich Spass und so liess auch Seitens des Publikums der Applaus nicht lange auf sich warten.
Shah Blah bezeichnen sich schlicht als Rock-Band, was aber als Eingrenzung ihres Sounds herzlich wenig bringt. Die Songs waren meist ausufernd und wundervoll psychedelisch angehaucht. Die Begriffe «Wahnsinn» und «Genie» erschienen immer mal wieder vor dem inneren Auge, während man von den abgedrehten Klängen immer mehr in den Bann gezogen wurde. Natürlich wussten Shah Blah auch, wie man richtig aufdreht, da war lange nicht alles nur sphärischer Wahnsinn. Speziell ein ausgedehnter Song gegen Ende des Sets überraschte plötzlich mit einem gar vorzüglichen, heavy Riff, das den Track auf eine unerwartet rasante und räudige Bahn lenkte. Ganz grosses Kino. Der Schluss des Auftritts bot nach diesem Highlight dann zwar ein paar Längen, doch alles in allem machten Shah Blah ihre Sache verdammt gut und vor allem eine Tonne Spass. Rock-Musik halt, was hast du erwartet?
Doch dann war es an der Zeit für The Devils. Die Bühne wurde in tiefrotes Licht getränkt und dann waren sie da. Ein simples, vierteiliges Drumkit, eine unfassbar laute, verzerrte Gitarre und die unverkennbare Stimme sind alles, was die Beiden brauchen, um die Bühne zum Erzittern zu bringen. Gitarrist Gianni Blacula stand weitestgehend mit dem Rücken zum Publikum und liess seine Hüften kreisen, während Drummerin und Sängerin Erika Switchblade uns direkt in die Seele starrte. Die rauen, rabiaten Songs der Band brachten Bewegung im gut durchmischten Publikum auf, der unbändig laute Rock’n’Roll war mit jeder Faser des Körpers zu spüren. Manchmal sexy und bluesig, dann wieder wild hämmernd und punkig, The Devils liessen keine Zeit zum Durchatmen.
Ansagen gab es wenige, doch freuten sich die Zwei augenscheinlich, hier heute für uns spielen zu dürfen. Doch im Vordergrund stand klar der Rock. Erika trieb die Songs auf bemerkenswert einfache, aber effektive Art und Weise nach vorne (sie benötigte dafür noch nicht einmal ein Hi-Hat, was für die Schlagzeugfachkenner:innen unter uns fast unvorstellbar scheint), während Gianni oft in grossen Schritten über die spartanische Bühne stolzierte, hie und da exzellente Harmonien in ein Mikrofon sang oder seine Gitarre mit trommelfellzerschmetternden Rückkopplungen schreien liess. The Devils leben jeden Ton ihrer meist sehr simplen und gradlinig komponierten Stücke, die Intensität der Performance reichte völlig aus, um uns in ihren Bann zu ziehen. Und so war die Show dann auch unglaublich abelwechslungsreich und eingängig, wohl gerade, weil das Duo so kunstvoll stoisch, doch mit voller Energie und Leidenschaft durch ihre Songs drosch.
Die Musik liess niemanden kalt und die Fanschar vor der immerwährend in teuflisch rotes Licht getauchten Bühne wurde zusehends ausgelassener. Als irgendwann das Ende verkündet wurde, liessen Zugabenrufe nicht lange auf sich warten und The Devils setzten zum abschliessenden, vernichtenden Rundumschlag an. Was für eine einzigartige Band. Wer die Band bisher nur auf Platte kennt, weiss, wie heftig und ungehemmt das Duo da schon rockt. Doch live ragt die Intensität in unermessliche Höhen, wie man es nicht oft erlebt. Zudem ist es beeindruckend, was für einen Lärm nur zwei talentierte Menschen auf der Bühne bewerkstelligen können. Und so ging ein vorzüglicher Abend ganz in den Namen des Rock’n’Rolls zu Ende, es war eine Freude. The Devils sind eine Macht, wie es sie nicht oft gibt und ihre Liveshow kann allen nur (höllen-)heissest ans satanische Herz gelegt werden.