Datum: 22. September 2012
Ort: Coq d’Or – Olten
Bands: shEver / Nightslug
Mit „rituals“, so der Name des neuen Werks, sorgten die vier Schweizer Damen aus dem Hause shEver ganz leger für eines der Doom-Metal Highlights des Jahres. Ungeheuer intensiv und ausgeklügelt kommt dieses Album daher und wurde von den Kritikern mit reichlich Lorbeeren bedacht. Über SVART wurde das gute Stück nun auch in toller Aufmachung in Klappcover und rotem Vinyl veröffentlicht. Letzten Samstag stand aus diesem Anlass dann die offizielle Plattentaufe im Coq d Or – Club in Olten auf dem Programm.
Als Support stand zunächst die Düsseldorfer Sludge-Doom-Formation Nightslug auf der Bühne. Das Trio ließ von der ersten Minute an keinen Zweifel aufkommen, dass die nächste Zeit keine Gefangenen gemacht werden. Fieser, extrem tief gelegter Sound der Marke EyeHateGod kroch da aus den Boxen. Mir wird diese Richtung leider schnell etwas zu viel, da mir die Abwechslung fehlt (EHG und Electric Wizard mochte ich eigentlich noch nie und finde diese extrem überschätzt). Letztendlich ist diese Art Extrem-Doom aber Geschmacksache. Genug Leute im Publikum hatten dementsprechend auch zur Pause ein breites Grinsen im Gesicht. An Spielfreude seitens der Band mangelte es auch keineswegs.
Der Kellersaal des Coq d’Dor hatten sich mittlerweile gut gefüllt als die shEver-Damen die Bühne betraten und mit „(you are) The Mirror“ loslegten. Etwas verwundert schaute ich auf Sarah, Schlagzeugerin von shEver, die zu diesem Zeitpunkt neben mir vor der Bühne stand. Auf die Frage warum sie denn nicht an ihrem Arbeitsplatz sei erklärte sie mir, dass ihre Vorgängerin Melanie zur Feier des Tages ihren Part für das erste Stück übernahm.
Als nächstes wurde gleich mal eins meiner Lieblingsstücke des neuen Albums vom Leder gezogen. „Deliri(((o)))“. Der treibende Schlussteil dieser Nummer war mal wieder der Hammer und spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten shEver das Publikum voll auf ihrer Seite. Mit „Souls Colliding“ ging’s gleich wunderbar mystisch ja fast schon spirituell weiter. Jessicas und Nadines Klargesang im Kontrast zu Alex‘ Growls, sowie die ruhige Melodie, die sich immer wieder zur Wand aufbaut, einfällt und letztendlich im leisen Geigenabschluss endet, ergeben einen äußerst spannenden Song, der live extrem gut rüberkommt.
Als beim nächsten Song „Tha He Na Te“ (ich hab wieder vergessen zu fragen was der Titel bedeutet – klingt irgendwie Maori) plötzlich eine Bauchtänzerin mit auf der Bühne stand war klar, warum diese nach vorne verlängert wurde. Sehr schön anzusehen, die Darbietung von Madame Brüderlin welche auch ordentlich beklatscht wurde.
Es folgte der Opener des aktuellen Albums „Ritual Of Chaos“ und im Anschluss gab‘s was Neues auf die Ohren. „Infinitiva Mente Triste“ hieß das gute Stück, welches sich live schon mal sehr gut machte. Man munkelte über eine anstehende Split-EP mit Spancer. Evtl. ist die Nummer dann darauf zu finden. „Je Suis Née“ sorgte dann zum Abschluss des regulären Sets nochmal für etliche geballte Fäuste. Als Zugabe gab’s noch „Hagazussa“ mit Röchel-Flüster-Intro vom Debut Album. Das Publikum war begeistert.
Fazit:
Klasse familiäre Atmosphäre im Coq d’Dor. Die Musik von Nightslug ist nicht ganz mein Ding, weshalb ich jetzt nicht groß kommentiere. shEver top! Es ist klasse zu sehen, wie sich die diese sympathische Band im Laufe der Zeit gesteigert und mittlerweile als eines der Aushängeschilder der Schweizer Doom-Metal-Szene etabliert hat. Ein großes Lob auch an den Mann am Mischpult (ich glaube der mit dem Saint Vitus-Hoodie war‘s). Da sieht bzw. hört man mal was in so einem Club soundtechnisch möglich ist. Ein Abend der viel Spaß gemacht hat.
Text + Bilder: Thomas Lang