Datum: 21. – 22. Juli 2012
Ort: Tanzbrunnen – Köln (D)
Webseite: Amphi Festival
Das Amphi 2012 bestach nicht nur durch das gute Wetter: Headliner wie SISTERS OF MERCY, PROJECT PITCHFORK, AND ONE, EISBRECHER lockten über 16‘000 Festivalbesucher zum Tanzbrunnen in Köln.
Das Angebot an spielenden Bands war riesig und breitgefächert. Auf dem Amphi kann man zwischen 3 Locations wählen: Da wären die Mainstage, das Theater und das Staatenhaus, so wird es dem Festivalbesucher nie langweilig. Falls es einem dann noch mal mehr nach Entspannen ist, kann man zum Rheinufer und dort, auf einer von vielen Liegemöglichkeiten, die Füße hochlegen.
Leider ist es nicht möglich das ganze Programm mit zu erleben und trotzdem hätte man so vieles zu erzählen. Es würde hier jedoch den Platz sprengen, würde man dies tun und somit picke ich nur einige Highlights des Wochenendes raus und ich hoffe, es ist für jeden was dabei.
Ich fange mit einer der großen Bands an: EISBRECHER
Mit gewohnter Coolness und unter tobendem Applaus betritt Alexx die Bühne. Mit dem großen Hit „Willkommen im Nichts“ legt die Band los und spielt ihre Klassiker wie z.B. „Schwarze Witwe“, „Herz aus Eis“ und ihren Clubhit „Prototyp“. Zum Titel „Amok“ werden große Ölfässer auf die Bühne geholt, die dann als Trommeln dienen. Das sieht super aus, macht Spaß und erinnert etwas an das Musical Stomp. 🙂
Für ihre Fans hat sich Eisrecher was tolles einfallen lassen: Am Anfang des Konzertes wurde eine Publikumskamera den Fans übergeben. Diese sollten nun über die Dauer des Konzertes Aufnahmen machen und die Kamera immer wieder weiter geben… was aus dem Bildmaterial wird, wisse Alexx auch noch nicht genau, aber er lässt sich was einfallen.
Bevor die Band zum Titel „Heilig“ kommt wird hochprozentiges Weihwasser ins Publikum gegeben… ein guter Schluck davon wärmt von Innen und so kann man das Konzert noch besser bis zum Schluß genießen.
Mein persönliches Highlight am Samstag ist HENKE
Die neue Band mit und um Oswald Henke schwelgt heute das letzte Mal in der Zeit von GOETHES ERBEN, doch auch die neuen Titel von der jetzigen Band kommen nicht zu kurz.
Besonders gefreut hat mich, dass das Konzert mit „Ein Jahr als Tag“ begonnen wurde (in diesen Song durften Wiebke und ich vor der Lesung im ‚NeedfulthinxX‚ in Freiburg reinhören. Wir wussten nicht, ob es dieser aufs Album schafft, aber wir waren damals schon begeistert.
Mit den Worten: „HENKE leitet zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Henke“ geht es Schlag auf Schlag mit einem wunderbaren Repertoire von Altem und Neuem weiter. Wer Oswald Henke kennt, weiß, dass er mit Leib und Seele seine Lieder auf der Bühne performt und das Gespür für das Besondere hat. So ist die Bühne mit vielen, vielen LED-Teelichter geschmückt und das Lied „Rote Irrlichter“ wird exzentrisch mit roten Knicklichtern untermalt.
Drei Überraschungen hat HENKE dem Publikum mitgebracht: Das Lied „Helden“ singt Oswald mit Sonja Kraushofer und wird so ein ganz besonderer Schmaus für die Ohren!
Doch auch unsere Augen wurden belohnt: Die Tänzerin Lisa Morgenstern untermalt gekonnt die Lieder „Abseits des Lichts“ und „Spüren“. Sie zieht mit ihrer Hingabe zum Tanz den Zuschauer in ihren Bann und man leidet, freut und fürchtet sich mit ihr.
Eine tollte Aktion waren die Papierflieger, welche Oswald und Sonja zu „Vergessen“ ins Publikum schweben ließen. Diese Flieger wurden zuvor am Stand von Gothic-Family.net mit Kindern gebastelt; an diesem Stand konnte man sich nach dem Konzert auch Autogramme holen.
Am Sonntag geht es im Theater mit ECKI STIEG los. Ecki Stieg bringt seine Lesung „Eckis kleiner Katechismus“ zum Besten.
Mit Zitaten wie „Beziehung und Gefühle? Es reicht, wenn einer Gefühle hat und der andere Geld verdient“, wird ein vorgelesenes Chatgespräch mit vielen Lachern aus dem Publikum belohnt.
Des Weiteren werden noch ältere Texte gelesen, mit dem Einleitungssatz: ‚Sind alles schon ältere Texte, aber die Welt wird ja auch nicht jeden Tag neu geschrieben!‘.
Nun geht es um humorvolle Gothic-Rezepte oder auch die verschiedensten Typen, welche den DJ mit Wunschtitel behelligen. Das Lustige dabei ist wohl, dass sich jeder im Publikum in der einen oder anderen Beschreibung wieder findet!
Dass sich das Sitzenbleiben im Theater gelohnt hat wird schon wenige Minuten später klar: OLIVER KLEIN betritt zu dem Lied „Monster Mash“ als schwarzer Paradiesvogel die Bühne. Dieser Musik-Comedy-Künstler stand zum ersten Mal beim 5.WGT mit Strapsen auf der Bühne und freut sich seit dem auf jeden Auftritt in solch einem Rahmen. Alleine ist Oliver Klein beim ersten Part der Show nicht. Er wird begleitet von seinem Werwolf Igor, welcher in einem Lied ganz eindeutig beweist, dass auch in Deutschland Vampire und Monster in der Regierung sitzen.
Man kommt aus dem Lachen nicht mehr hinaus und sollte auch weiterhin nicht enttäuscht werden! Mit Tränen in den Augen lauscht man dem Lied „Touch me“ aus der Rocky Horror Picture Show, denn dieses wird in Versionen von Schlagerstar Nicole oder Prince performt. Jaja, „ein bisschen Schlecken, ein bisschen lecken….“ ein toller Ohrwurm.
Danach geht Oliver Klein zu seinem neuen Programm „Paradissimo“ über, auch wenn die Aspekte zur Gothic-Szene bestimmt für die Festivals gesetzt wurden. So sieht man Johnny Cash als ersten Goth-Rocker, Jimmy Hendriks und Jim Morrisen, so wie Billy Idol und Falco. Oliver Klein ist ein sehr wandelbarer Künstler, der versteht, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Extra für diesen Tag studierte er „Rest In Peace“ ein, welches allen Buffy-Fans wohl aus dem Buffy-Musical bekannt sein dürfte.
Zum Abschluß singt Oliver Klein „I`m Going Home“ aus der Rocky Horror Picture Show und lädt die Zuschauer ein später zu ’18Summers‘ zu kommen, welche er auf der Bühne ansagen darf.
Leider nur kurz können wir der nächsten Lesung beiwohnen. Mark Benecke klärt über seine Arbeit als Kriminalbiologe auf. Es geht mit einer Fotodokumentation über einen Fall, bei dem eine Frau unschuldig im Gefängnis sitzt. Mit viel Witz und Charme lenkt Benecke die Blicke der Zuschauer auf die Kleinigkeiten, die doch so wichtig sind und macht klar, dass manche Aussagen von Zeugen nicht haltloser sein könnten. Was nimmt man aus so einer Lesung mit? Ganz wichtig, macht niemals Annahmen oder Vermutungen, denn dann werdet ihr die Lösung nicht finden!
Schön, dass der Kriminalbiologe sich nach der Lesung an seinem Stand noch Zeit nimmt Autogramme zugeben und einen kleinen Plausch zu halten.
Das letzte Konzert welches hier noch erwähnt werden soll, ist das des ‚mit 200 Jahre älteste Kammermusik-Quintett‘ COPPELIUS.
In bewährter Butler-Art schleicht Bastille während den Klängen vom ‚Nussknacker‘ auf die Bühne und hilft den Künstlern beim richtigen Positionieren und richten der Instrumente.
In gewohnter Coppelius Art werden Lieder wie „I Get Used To It“, „Risiko“ und „Nachtwache“ zum Besten gegeben.
Bei „Murders In The Rue Morgue“ werden zuvor 3 ausgewählte, langhaare Fans auf die Bühne geholt. Diese jungen Männer haben dann das Vergnügen zusammen mit Bastille während dem Lied zu Head-Bangen… fröhliches Haareschütteln verbindet und ist schon eine Weile einen kleine Tradition bei diesem Lied.
Es war mein erstes Amphi-Wochenende und bestimmt nicht das letzte mal, dass ich zum 3.Juli Wochenende Köln besucht habe!
Text: Gastredakteurin Lisa Esterle
Bilder: Wiebke Kronsbein