Datum: 24. April 2012
Ort: abart – Zürich
Bands: Killing Joke / The Icarus Line
Ich weiss nicht mehr wie oft ich schon ein Konzert von Killing Joke verpasst habe. Fünf, sechs Mal waren es sicherlich. Anfang des Jahres hieß es dann, die Truppe sei mit einer neuen Scheibe am Start und eine Tour würde anstehen. Ich wurde hibbelig. Die Ankündigung, dass der einzige Schweizer Gig auch noch im Züricher abart-Club stattfinden sollte, ließ sogar eine gewisse Hysterie aufkommen. Am 24. April war es dann soweit.
Eigentlich sollten an dem Abend drei Bands auftreten. The Crying Spell aus Seattle waren aber nicht anwesend. Gründe dafür sind mir nicht bekannt.
Gegen 20:15 Uhr starteten The Icarus Line dann erst mal ihren Soundcheck. Es verging nochmal eine halbe Stunde, dann standen die vier Kalifornier auf der Bühne und legten mit einer Melange aus Punk und noisigem Metal los. Die ersten zwei, drei Songs wusste ich noch nicht was ich von diesen Burschen halten sollte. Das ziemlich ausgeprägte Rockstar-Gehabe von Sänger Joe Cardamone war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, doch nach und nach wurde diesbezüglich das Grinsen auf meinem Gesicht breiter. Der Kerl zog eine Show ab, wie man sie selten erlebt. Spätestens als er oben ohne wie ein Rumpelstilzchen auf der kleinen abart-Bühne auf und ab hüpfte, hatte er mich, sowie das Publikum auf seiner Seite.
Joe schrie, turnte lasziv auf den Boxen rum, warf sein Mikro, und, und, und. Halt alles was zu einem anständigem Punk-Rock-Auftritt dazugehört. Und nicht nur optisch waren die Parallelen zum jungen Iggy Pop gegeben, auch soundmäßig erinnerte der Vierer stark an die guten alten Stooges. Die Nummern gingen gut rein und wurden vom Publikum entsprechend beklatscht. Sehr lässiger Auftritt.
Anschließend war wieder längeres Warten angesagt. Neben dem Umbau musste auch für den Hauptact erst noch der Soundcheck gemacht werden. Zog sich etwas das Ganze, dafür war aber die Musik in der Pause recht lässig. Lange nicht mehr Donna Summers „I Feel Love“ in einem Club gehört. Mittlerweile wurde es auch richtig voll im abart.
Irgendwann wurde es dann doch noch dunkel und eine Melodie aus Bladerunner ertönte. Killing Joke betraten die Bühne. Frenetischer Jubel. Jaz Coleman im schwarzen Overall und mit ordentlich schwarzer Schminke im Gesicht war vom ersten Moment der Hingucker schlechthin. Wahnsinn, was diesen Mann für eine Aura umgibt. Mit „Requiem“ wurde der Set gleich auch mit einem absolutem Klassiker begonnen dem gleich die nächste Hymne „Love Like Blood“ hinterhergeschoben wurde.
Was nun folgte war ein Mix quer durch über 30 Jahren Schaffensphase. Mit jeweils fünf Stücken aus dem selbstbetitelten Debut sowie aus dem aktuellen Album „MMXII“, waren diese Scheiben besonders stark vertreten. Fette Diskostampfer („European Superstate“) wechselten mit ruhigen, atmosphärischen Stücken („Primobile“) und metallastigen Mitgröhlern („Asteroid“) am laufenden Band. Auch das instrumentale „Bloodsport“ fehlte natürlich nicht.
Jaz‘ Bühnenpräsenz mit seinen weitaufgerissenen Augen und den beschwörenden Gesten, machten den Auftritt auch optisch zu einem Leckerbissen. Er, wie auch der Rest der Band kamen sehr sympathisch rüber und hatten trotz aller Düsternies oft ein Grinsen auf dem Gesicht.
Gitarrist Kevin „Geordie“ Walker war sowieso die Coolness in Person. Seine äußerliche Ähnlichkeit zu Hans Albers oder auch Paul Newman unterstrichen dies noch deutlich.
Nach „Psyche“ war eine kurze Pause, „Wardance“ und „Pandemonium“ schlossen den Auftritt dann ab. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut, aber um die eineinhalb Stunden waren Killing Joke sicherlich zu Gange. Da kann man sich nicht beschweren.
Fazit:
Killing Joke haben als Band nun 33 Jahre auf dem Buckel und sind immer noch eine Macht. Dies zeigen zum einen die superben letzten Alben, sowie solche Auftritte. Meine sehr hohen Erwartungen wurden vollstens erfüllt.
The Icarus Line machten ebenfalls mächtig Spaß. Ich bin mir sicher, dass man von dieser Rasselbande zukünftig mehr hören wird.
Aufgrund der bevorstehenden Schließung, mein wahrscheinlich letztes Konzert im abart. Schade, denn in diesem Laden herrscht immer eine tolle Atmosphäre, auch wenn’s diesmal wieder brechend voll war. Sound war übrigens auch sehr gut. Laut, aber im Rahmen und gut gemischt.
Setlist – Killing Joke:
Requiem
Love Like blood
European Superstate
Sun Goes Down
Rapture
Fema Camp
Pole Shift
Chop Chop
Change
Bloodsport
Primobile
Asteroid
Great Cull
Corporate Elect
The Wait
Psyche
Wardance
Pandemonium
Text + Bilder: Thomas Lang