Rössli – Bern
Donnerstag, 23. November 2023
Text: David Spring
Es gibt Bands, da fragt man sich immer wieder, warum die scheinbar niemand kennt. Dies war zumindest der Eindruck, als vergangenen Donnerstag die grossartigen March aus den Niederlanden und Belgien die winzige Bühne im Rössli in Bern betraten, und nur knapp 30 Menschen davor den Raum nicht mal ansatzweise füllten. Denn was folgte, war eine der besten Punk-Shows seit langem.
Beim Einlass gab es bereits eine erste, schöne Überraschung: sämtliche Besuchenden wurden da nämlich freundlich auf das vorherrschende Awareness-Konzept hingewiesen. Eine kleine Ansprache und ein Flyer wiesen uns darauf hin, dass keine Art von übergriffigem Verhalten toleriert wird und wo man sich allenfalls melden kann. Dass sowas noch nicht in jeder Konzert-Venue zum absoluten Standard gehört, ist ein trauriges Zeichen dafür, wie schlecht es in unser Gesellschaft um solch essentielle Themen noch immer steht. Hut ab, liebe Reitschule, wie immer gehts hier mit gutem Beispiel voran!
Die heutige Vorgruppe, Pixxie Dust, musste leider kurzfristig krankheitsbedingt absagen und so ging es schnurstracks mit dem Headliner los. Fleur Van Zuilen und ihre unaufhaltsame Truppe gesellten sich auf die Bühne und legten heftig mit «Fear Of Roses» und dem brachialen «Born A Snake» los. Verschnaufpausen waren heute Fehlanzeige und bereits beim zweiten Song rannte Gitarristin Hermance Van Dijk schon durch das Publikum. Und auch wenn die Leute noch eher versteinert dastanden, zeigten sich March bestens gelaunt. Fleur begrüsste uns gutgelaunt und freute sich, dass sie ihre allererste Show in der Schweiz gleich mit einem Off-Day in Bern kombinieren konnten. Zusammen mit dem sympathischen Club, dem guten Essen und einem Selfie mit der Albert Einstein Statue half dieser, um mit der herben Enttäuschung über die grauenhaften Ergebnisse der heutigen Regierungswahlen in ihrer Heimat etwas klarzukommen.
Der energiegeladene Punk’n’roll von March geht bereits auf Platte ordentlich ab, aber live wird nochmals eine Schippe von allem draufgelegt. Ältere Songs wie das melodiöse «Start Again», das rotzige «Challenger» oder das aberwitzige «Such A Drag», zu welchem Fleur wundervoll bekloppte Mitsingspielchen anzettelte, sehr zum Lachen aller Beteiligten, rockten uns hemmungslos durch und machten einen Heidenspass. Doch natürlich steht die aktuelle Tour ganz im Namen des erst kürzlich erschienenen, dritten Albums «Get In». Spätestens der Opener «Tell Your Kids We’ll Be Alright» brachte Bewegung ins Haus und neue Tracks wie das «Rise», «Vultures» oder «All On Red» reihten sich hervorragend in das monumentale, abwechslungsreiche und vor allem rastlose Set ein.
March rocken nicht nur auf allerhöchstem Niveau, sie sind auch eine unglaublich sympathische Gruppe Menschen. Fleur und Bassist Jeroen Meeus lieferten sich immer wieder kleine, sehr witzige Wortgefechte, meistens auf Kosten des fortwährend strahlenden Tieftöners. Überhaupt schien die Band fast gar nicht zum Grinsen herauszukommen und wirkte unglaublich charmant. Doch wie es halt so ist, irgendwann komm auch das genialste Konzert zu seinem Ende. Nach dem fulminanten, abschliessenden «Second To Destroy» gab es die wohl kürzeste Zugaben-Pause aller Zeiten, bevor uns mit dem glorreichen Nackenbrecher «Reaper’s Delight» vollends der Garaus gemacht wurde.
Und damit war Schluss und March hinterliessen nichts als verbrannten Boden. Was für eine fantastische Band. Selten hat eine Gruppe von der ersten Sekunde an so viel Power, Energie und Spielfreude verstrahlt, wie sie. Unter tosendem Applaus und freudig durchgerockten Gesichtern verabschiedeten sie sich von uns, natürlich nicht ohne Versprechen, bald wieder zurückzukehren. Damit bleibt nur noch zu sagen: Danke March für diese schweisstreibende Show, danke, dass es euch gibt. Kommt bitte unbedingt bald wieder.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Fear Of Roses
- Born A Snake
- All On Red
- Head Shears
- Start Again
- Heart Undressed
- Evil Kicks
- Challenger
- On High Heat
- Illusive Paradise
- Tell Your Kids We’ll Be Alright
- Such A Drag
- Nothing Ever Really Dies
- Rise
- Sometimes
- Staring Back
- Vultures
- Second To Destroy
Zugabe
- Reaper’s Delight