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Band: In Legend
Album: Ballads’n’Bullets
Label/Vertrieb: Oblivion/SPV
Veröffentlichung: 20. Mai 2011
Website: www.inlegend.de
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Metal mal ganz anders!
Innerhalb der Metalszene schlummern bekanntlich schon sehr viele kleine Unterteilungen, so gibt es neuerdings erneut Zuwachs in den Styles dieser härteren Gangart. Neu deshalb, da in dieser Musikrichtung ja eher elektronische Tasteninstrumente verpönt sind. So hat sich Frontman Bastian Emig dies wohl auch mit seinem Sideprojekt In Legend und dem Album “Ballads ‘N’ Bullets” gedacht, als er sich kurzerhand das gute alte Piano mit in den Proberaum stellte und den Piano Metal erfand. Der Drummer, der A-Cappella-Metalcombo Van Canto, schickt sich also an, das Genre um eine weitere Produktpallette zu erweitern. Er selbst nennt diese Richtung „Tori Amos auf Koks“…
Sanfte Pianotöne bestimmen die ersten Takte dieses Silberlings und verwandeln sich schnell wie bei dem Opener “Heaven Inside” in eine neue Art des Schlaginstrumentes. Das klingt erst einmal ungewöhnlich, aber baut sich entlang der Laserlinie enorm auf. Die Vielseitigkeit dieses Tasteninstruments wird auch in den verschiedensten Albumtracks deutlich. Mal klingt es ruhig und melodisch, dann wieder laut und brachial. Das Piano ist zwar in gewisser Weise auch ein Saiteninstrument, denn die Töne würden ja ohne die Innereien des grossen Holzklotzes nicht erklingen, so merkt man vereinzelten Songs die fehlende Gitarre schon etwas an.
Mag sein, dass es daran liegt, dass das übliche Rock-Ohr die schrille Verzerrung gewohnt ist und diese nun vermisst. Es fällt tatsächlich schwer, sich davon zu lösen, aber Songs wie ”Elekbö” sind schön druckvoll gehalten und funktionieren wunderbar. Der Albumtitel lässt auch auf ruhigere Stücke hoffen und mit “At Her Side” wird In Legend auch endlich dem Albumtitel gerecht! Dieser Track liefert eine wirklich wunderbare Ballade ab, die für einen Pianosong ein absolutes MUST HAVE ist.
Mit “Vortex” hinterlässt die Band einen zwiespältigen Eindruck. Da kommen bei mir doch tatsächlich Gedanken hervor, als hätte H.P. von Scooter seine Finger im Spiel gehabt. Einwandfrei werden mit diesem Album neue Elemente eingebracht, die mich meine pluschigen Augenbrauen hochziehen lassen. Bei “Life Is Up To You” und “The Healer (incl. Remedy)” fragt ich mich schon so langsam, ob das Hauptinstrument noch lange überstehen wird.
Die zweite Hälfte des Tonträgers wird mit “Yue” eingeleitet, welches sich wieder als schmuckes Pianostück Vier-Sterne-Deluxe entpuppt. Wenn der geneigte Zuhörer jetzt ein weiteres Bonbon erwartet, knallt ihm gleich der Song “Soul Apart” um die Ohren. Hier ist das Hauptinstrument erneut nicht ein Tasteninstrument, sondern eher wieder ein Schlagwerk. Bei “Stardust” hat Emig seine Van Canto Mitstreiterin Inga als Verstärkung herbeigeholt und liefert mit ihr zusammen ein gesanglich hervorragendes Duett.
Die weiteren “Hanging Matter”, noch als Up-Tempo-Nummer eingeschleust, “Prestinate”, “Heya” und “Universe” reihen sich nahtlos in die Scheibe ein und liefern leider keine Neuigkeiten mehr. Auch Bastian Emigs Gesang lässt ein wenig zu wünschen übrig. Für eine Metalcombo hat er keine ausdrucksstarke Stimme und für klassische Instrumentierungen sollte seine Stimmbänder noch ein wenig geölt und trainiert werden.
Alles in allem ist “Ballads ‘n’ Bullets” ein sehr innovatives und auch gelungenes Debutalbum von In Legend, welches für wahre Metalfreaks sicherlich keine Alternative ist, aber dennoch zu überzeugen weiss und aufzeigt, dass Piano-Metal durchaus seine Daseinsberechtigung hat.
Für Musikliebhaber des Klaviers und sonstige, die sich gerne auf neuen Tugenden einlassen, ist dieses gelungene Werk sicherlich eine Bereicherung.
Tracklist:
1. Heaven Inside
2. Pandemonium
3. Elekbö
4. At Her Side
5. Vortex
6. Life Is Up To You
7. The Healer (inkl. Remedy)
8. Yue
9. Soul Apart
10. Stardust feat. Inga (Van Canto)
11. A Hanging Matter
12. Prestinate
13. Heya
14. Universe
Bandmitglieder:
Bastian Emig – piano, vocals
Daniel Wicke – bass
Dennis Otto – drums
Gründung:
2010