Kofmehl – Solothurn
Freitag, 8. September 2023
Text: David Spring
Wenn die neuste Ska-Punk-Institution der Schweiz zur feierlichen Album-Taufe ruft, dann gibt es keine Ausreden. Egal wie heiss es ist, wie lang die Woche war oder wie mühsam der Alltag ist, wenn die vorzüglichen Patskats zum Tanz laden, dann leistet man dem Aufruf folge. So kam es, dass wir uns an einem unnötig heissen Freitag-Abend in der gut gefüllten und entsprechend noch viel heisseren Raumbar im Kofmehl in Solothurn wiederfanden, um mit Pat und seinen skankenden Büsis ihr erstes Album gebührend zu feiern.
Den Auftakt machten Beat Moustache aus der Region Bern. Bei den Uneingeweihten im Publikum war das Staunen nicht schlecht, als gleich einmal 10 Musiker:innen die kleine Kofmehl-Bühne betraten, allesamt bestens gelaunt und uniform in weissem Hemd und farbigen Hosenträgern gekleidet. Der passend benannte Opener «Dr. Ska» war ein ebensolcher und eröffnete die Show gemütlich. Es kam schnell Bewegung auf und die Leute liessen sich spätestens beim folgenden «La triebä» zu freudigen Tänzen hinreissen. Der Song war etwas mehr Pop als reiner Ska, was von den sympathischen, berndeutschen Vocals wundervoll unterstrichen wurde.
Beat Moustache steckten voller Energie, Motivation und Spielfreude, was augenblicklich auf die Leute überschwappte. Die Stimmung war ausgelassen, bei den abwechslungsreichen Songs war es sehr schwer, still stehenzubleiben. Passend zum Hauptact gab es neben sexy Off-Beats und den grossartigen Bläsern auch den einen oder anderen Song wie «Egotopia», die etwas weiter in Richtung Ska-Punk schielten und mit cleverem, sozialkritischem Text überzeugten. «Bärner Müntschi» wiederum war der krönende Abschluss und vielleicht beste Song des Konzerts, so sehr so, dass sogar noch Zugaben gefordert wurden. Beat Moustache heizten uns gehörig ein, was für eine tolle Band.
Und dann war es endlich soweit: Patskats betraten unter viel Jubel die Bühne und legten ohne Umschweife gleich mit dem fettesten Track ihres Debüt-Albums und wohl einem der besten Schweizer Punk-Songs des Jahres los: «Better Times»! Was für ein Kracher. Der fette, druckvolle Sound, die Temperaturen und eine bestens gelaunte Band führten schnell dazu, dass der Schweiss von der Decke tropfte. Wie man es von den Vieren gewohnt ist, wechselten sich tolle Eigenkompositionen mit allerlei fantastischen Covers ab, was live natürlich besonders gut funktioniert. Überzeugten auf dem Album die eigenen Tracks fast mehr, ist im Konzert natürlich klar, dass die Leute zu bekannten Melodien und Texten erst richtig geil abgehen. Von einem punkigen «Does Your Mother Know» von ABBA über Elvis’ «Viva Las Vegas» in einer rasanten Rockabilly-Version bis hin zu einem grossartigen Mashup aus «Sweet Dreams» und «Seven Nation Army» war alles dabei und die Leute drehten durch.
Auch auf der Bühne war die Laune hervorragend. Vor allem Pat und Bassist Jönu lieferten sich gerne ausufernde Wortgefechte, die für viel Gelächter auf und vor der Bühne sorgten. Den Vogel schoss allerdings Gitarrist Luca ab, als er Pat mit den Worten «der ist so alt, in seiner Jugend war sogar die Sphinx noch schön» vorstellte. Doch auch musikalisch wussten Patskats zu überzeugen. Mit abwechslungsreichem Lead-Gesang von Pat und Luca und wundervollen Chören und Background-Gejodel von Jönu und Drummer Daniel war es ein leichtes, immer mal wieder mitgrölen zu können. Dazu rasante Punk-Tracks, vorzügliche Ska-Nummern und alles was irgendwo dazwischen liegt und Laune macht. Was für eine wundervolle Band, die das Publikum spielend leicht um den kleinen Finger gewickelt hatte und uns alle zum Durchdrehen brachte.
Als dann irgendwann die richtig grossen Pop-Hits ausgepackt wurden, war klar, dass sich die Show nach knapp anderthalb Stunden dem Ende zuneigte. Nina Hagens «Farbfilm» für den älteren Teil des Publikums, Billie Eilishs «Bad Guy» dann für die jüngeren, und alles immer im unvergleichlichen Patskats-Gewand. Das Beste kam als erste Zugabe wie so oft zum Schluss und in Form der absolut fantastischen Version von «Blinding Lights» von The Weeknd. In der Raumbar gab es kein Halten mehr und es drehten nochmals wirklich alle durch. Es war eine Riesenfreude zu sehen, dass eine noch relativ neue, lokale Band so fett abgefeiert wird.
Mit dem Madness-Klassiker «One Step Beyond» und dem obligaten «Blitzkrieg Bop» war dann endgültig Schluss und ein hervorragendes Konzert ging zu Ende. Draussen gab es Shirts und Autogramme, doch vor allem war es frische Luft, die nach dieser schweisstreibenden Show bitter nötig war. Vielen Dank an das wie immer traumhafte Kofmehl, an die grossartigen Beat Moustache und natürlich an die vorzüglichen Patskats, die mit ihrem neuen Album, einer ganzen Riege toller Songs und wundervoll guter Laune mächtig abrockten.
Setlist Beat Moustache [Quelle: Band selbst]
- Doctor Ska
- La triebä
- Glückspilz
- Tanz
- Ra
- Together Alone
- Egotopia
- Flugpost
- Bärner Müntschi
- Tschau u Rouch
Setlist Patskats [Quelle: Setlist.fm]
- Better Times
- By My Side
- Does Your Mother Know
- Follow Me
- I Can’t Get Enough
- You’re Wondering Now
- Viva Las Vegas
- Time Bomb
- Loving Myself
- Seven Nation Army
- Love Flow
- Monkey Man
- Goodbye Marylin
- Where I’m Going
- Du hast den Farbfilm vergessen
- Bad Guy
- Refalling
- Ring Of Fire
Zugaben
- Blinding Lights
- One Step Beyond
- Blitzkrieg Bop