Hafenkneipe – Zürich
Samstag, 1. Juli 2023
Text: David Spring
Was tun an einem Samstag Abend in Zürich? In der Langstrasse ans Caliente-Strassenfest? Zu Coldplay ins Letzigrund? Oder doch lieber mit Elton John im Hallenstadion abfeiern? Nein, denn trotz solch abwechslungsreicher Unterhaltungsmöglichkeiten gab es am letzten Samstag nur einen Place to be: die Hafenkneipe! Da nämlich lud niemand Geringeres als Itchy zur Release-Show ihres bald zu erscheinenden neuen Albums «Dive» ein. Die einmalige Show war innert drei Minuten ausverkauft und schon bevor es überhaupt losging, zeichnete sich ab, dass es heute eher warm werden würde.
Die Energie und Vorfreude in der Hafenkneipe waren spürbar, als Sibbi, Max und Panzer ihren Weg durch die Leute bahnten und zu den Klängen von «YMCA» gutgelaunt die Bühne enterten. Als es dann mit «Faust» losging, gab es kein Halten mehr. Was für eine Freude, diese wundervolle Band aus nächster Nähe erleben zu können. «The Living» und «Drogenfrau» verlangten uns bereits alles ab und die Temperaturen stiegen ins Unermessliche. Dies stellte alsbald auch Max fest, der schüchtern fragte, ob es vielleicht genehm wäre, wenn er sich seines Shirts entledigte, alle anderen anwesenden Männer ihre aber anbehalten würden. Die Begründung, dass wir im Vergleich zu ihm ja eigentlich nichts zu tun hätten, sorgte für viel Gelächter. Konsequenterweise blieb sein Shirt dann noch für einige Songs an, obwohl der Drummer mit einer Wucht und Energie in die Felle haute, die mehr als beachtlich war.
Itchy waren bestens gelaunt, die Band blühte in einem winzigen, extrem heissen Club förmlich auf. Da es sich ja um die Release-Show ihrer neuen Platte handelte, durften freilich ein paar neue Songs nicht fehlen. Und während «Thoughts & Prayers» und das fantastische «Prison Light» für Itchy-Verhältnisse astrein gespielt wurden und mächtig abrockten, gab es vor der neusten Single «No One’s Listening» eine kleine Warnung. Das besonders schnelle und heftige Stück wurde von den Dreien erst zweimal geprobt – beim heutigen Soundcheck natürlich – man könne also für nichts garantieren. Überraschenderweise wurde der neue Überhit aber perfekt vorgetragen, das Professionalitäts-Level hatte für diese amüsante Band bisher unbekannte Höhen erreicht.
Irgendwann jedoch wollte Sibbis Gitarre nicht mehr funktionieren, was dazu führe, dass die beiden Saiten-Quäler mehrere Minuten an der Technik herumschraubten und das lachende Publikum derweil dazu aufforderten, einfach einen schönen «Technische Probleme, oh oh oh»-Chor anzustimmen. Niemand vermag es, Probleme so häufig anzuziehen und dann auf höchst unterhaltsame Art und Weise zu bewältigen, wie Itchy. Derweilen wurde es immer heisser, der Schweiss tropfte von der Decke und Hits wie «Dancing In The Sun», «Ja Als Ob» oder «Danger, Danger» sorgten für alles andere als Erholung oder Abkühlung. Vor und auf der Bühne wurde merklich nach Atem gerungen, aber schlapp machen kam nicht in Frage. Doch alle schönen Dinge müssen irgendwann zu Ende gehen und so leitete «Grip It Together» ebenjenes ein. Immer für eine Überraschung gut boten Itchy dann aber noch einen ihrer berühmten Instrumentenwechsel und gönnten uns das grossartige Icona Pop-Cover «I Love It» mit Max am Bass, Panzer an der Gitarre und Sibbi an den Drums – was für eine Band.
Freilich liessen sich die Drei nicht lumpen und baten uns danach darum, Zugaben zu fordern, damit sie gar nicht erst von der Bühne wegmüssen. Natürlich darf bei keinem Itchy-Konzert das fantastische «Why Still Bother» fehlen, zu welchem alle nochmals Vollgas durchdrehten. Das abschliessende «Down Down Down» hätte dann auch endgültig den Schluss markiert, doch Zürich liess nicht locker und so gab es noch das vorzügliche «The Enemy» als allerletztes obendrauf. Damit ging ein Konzert zu Ende, das in sämtliche Geschichtsbücher eingehen wird. Itchy live sind immer ein grossartiges Erlebnis, doch in so kleinem Rahmen, als einmalige Release-Show und bei gefühlten 90° war wahrhaft ein besonderer Moment. Danke Max, Sibbi und Panzer für dieses wundervolle, geniale Konzert, ihr seid einfach die Besten.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Faust
- The Living
- Drogenfrau
- Thoughts & Prayers
- Fall Apart
- Danger Danger
- No One’s Listening
- Dancing In The Sun
- Black
- Ja Als Ob
- Out There
- Prison Light
- Grip It Tighter
- I Love It
Zugaben
- Why Still Bother
- Down Down Down
- The Enemy