Spinefarm Records / VÖ: 19. Mai 2023 / Alternative Metal
sleep-token.com
Text: Anna Wirz
2023 war keine fünf Tage alt, da stellten Sleep Token ohne Ankündigung zwei neue Songs ins Netz und schauten zu, wie die Fangemeinde den kollektiven Verstand verlor. In den folgenden Monaten veröffentlichte die Band ganze sechs Tracks ihres neuen Albums «Take Me Back To Eden» – immerhin die Hälfte der Platte.
Nun sind alle zwölf Songs da. Zwölf Songs mit dem einzigartigen Genre-Mix dieser anonymen, maskierten Gruppe aus London. Ist Sleep Token Post-Metal? Djent, Ambient, Metalcore, Pop? Die Band ist all dies und mehr. Untermalt wird das Ganze von einem irre guten Drummer und der unglaublichen Stimme des Sängers, der nur unter dem Pseudonym «Vessel» bekannt ist.
Schon die Vorgängeralben «Sundowning» und «This Place Will Become Your Tomb» boten eine umfangreiche Palette verschiedener Klänge an, von hart bis verträumt. Auf dem neuen Album ziehen Sleep Token diese Vielseitigkeit konsequent weiter, streuen hier etwas Jazz ein («Aqua Regia»), da etwas Americana («Are You Really Okay?»), und würzen melancholische Klavierpassagen mit Trap und Metal.
Epische, radiountaugliche Songs wie «Ascensionism» und der Titeltrack wechseln sich mit basslastigem R’n’B-Groove («Granite») und Bangern wie dem genialen «Chokehold» ab . Wer es gerne härter mag, orientiert sich an «Vore», wo sich Vessel die Seele aus dem Leib schreit. Wer lieber in Richtung Pop geht, ist mit «Euclid» bestens bedient, inklusive eines emotionalen Callbacks zu «The Night Does Not Belong To God», dem Anfang ihres ersten Albums. So perfekt ist ein musikalischer Kreis selten geschlossen worden.
Sleep Tokens Genrespagate funktionieren nicht immer. Wenn in «The Summoning» die grossartigen Gitarren-Chugs von Funk unterbrochen werden, reisst das zu sehr aus dem Flow des Headbangens heraus. Aber das sind persönliche Genre-Vorlieben; die meisten Fans sind von diesem Song begeistert.
Eins ist sicher: Sleep Token sind immer für musikalische Überraschungen gut. Das ist auf «Take Me Back To Eden» nach wie vor der Fall. Mit der kristallklaren Produktion und den erfrischenden Hakenschlägen verkörpert das Album eine inspirierte Weiterentwicklung des Metalgenres.