Callejon + As Everything Unfolds + The Oklahoma Kid + Moment Of Madness
Dynamo – Zürich
Samstag, 13. Mai 2023
Text: David Spring / Bilder: Berend Stettler
Letzten Samstag wurde im schönen Dynamo mal wieder zu frohem Metalcore-Geballere und wildem Moshen geladen. Niemand geringeres als das Aushängeschild des deutschsprachigen Metalcores schlechthin sollte in den heiligen Hallen aufspielen: Callejon! Seit über 20 Jahren machen sie die Bühnen unserer Lande unsicher, mit ihrem aktuellen, bereits zehnten Album «Eternia» im Gepäck sowie gleich drei hochkarätigen Vorgruppen war ein wilder Abend garantiert.
Den Auftakt machten die Basler von Moment Of Madness. Obwohl das Dynamo danke des ziemlich frühen Starts noch relativ leer war, gingen die Drei gleich heftig ab. Spannend war, dass auf der Bühne niemand den Bass bespielte, für eine dynamische und fette Metalcore-Gruppe eher ungewohnt. Dem modernen Sound der Band tat es keinen Abbruch, konnte doch Gitarrist Ivo Gaeumann so erst recht aufblühen. Beachtlich, was der Typ seinen sechs Saiten alles entlockte, von sexy Licks über crazy Solos bis hin zu wahnwitzigen Tapping-Passagen war alles dabei. Dies goutierten auch die Anwesenden, war die Stimmung von Beginn an überaus ausgelassen und wild. Ein rundum grossartiger Auftakt, Moment Of Madness bewiesen lautstark, wie geil unsere hiesige Szene ist.
Als nächstes waren The Oklahoma Kid aus Rostock an der Reihe. Auch hier wurden keine halben Sachen gemacht und die Jungs gingen ab wie Lutzie. Der Sound der Band war etwas heavier und weniger melodiös, mit wundervollen Einflüssen aus Richtung Thrash und Heavy Metal. Die wenigen ruhigeren Passagen wurden äusserst effektiv genutzt, denn die Breakdowns und Riffgewitter hauten so umso mehr rein. Der Fünfer hatte augenscheinlich eine Riesenfreude auf der Bühne, die Energie schwappte rasch auf die Leute über. Es wurde munter gemoshed und durchgedreht, so wie es sich gehört. Mit ihrer sehr sympathischen Art, massig viel Abwechslung und grossartigen Songs stellten sich The Oklahoma Kid als das heimliche Highlight des Abends heraus, richtig geil.
Schlag auf Schlag ging es weiter, als nächstes waren As Everything Unfolds aus Buckinghamshire dran. Die Gehörgänge mussten hiererstmal kurz angepasst werden, denn Sängerin Charlie Rolfe sang mehrheitlich clean. Musikalisch vielleicht die am wenigsten harte Band des Abends, doch überzeugte das Quintett umso mehr durch gutgelaunte Bühnenpräsenz, Spielen auf höchstem technischem Niveau und unglaublich eingängigen, starken Songs. Den Fokus aller auf sich hatte natürlich die wilde Frontfrau. Ihre fantastische Stimme erinnerte stellenweise an Amy Lee, zudem bewies sie gerne, dass sie durchaus auch anders kann. Gelegentliche Schreie und heftige Growls passten perfekt zu den melodiösen, modernen Songs. Die mittlerweile angenehm gefüllte Halle war pausenlos in Bewegung. Es tat gut zu sehen, dass so viele Menschen bereits die Vorgruppen richtig schön abfeierten und das Konzerterlebnis in vollen Zügen genossen.
Und dann war es endlich so weit: Callejon! Mit dem Titeltrack ihrer aktuellen Platte ging es fulminant los, nachdem wir uns während dem Intro-Tape logischerweise zu den Backstreet Boys aufwärmen durften. Die Düsseldorfer bewiesen alsbald, dass sie in den zwanzig Jahren ihrer Karriere nichts an Energie oder Spielfreude verloren hatten. So viel Spass auf der Bühne war ansteckend, man konnte bei den durchgeknallten Songs der Fünf kaum anders, als mit grossem Grinsen im Gesicht wild durchzudrehen. Der Moshpit wurde mit jedem Song ausgelassener und wilder, der Jubel und Applaus war frenetisch und die Stimmung bestens.
Die Setlist war eine bunte Mischung aus alten und neuen Songs. Die neuen Stücke wie «Tor des Todes» oder «Mary Shelley» funktionierten genauso gut wie das bösartige «Dunkelherz», das brutale «Blitzkreuz» oder das überaus gehaltvolle «Gottficker». Und Callejon wären nicht sie selber, wären da nicht auch noch ein paar geniale und artfremde Cover-Versionen wie Bausas «Was du Liebe nennst» oder «Palmen aus Plastik» von Bonez MC & RAF Camora mit dabei. Doch kein Cover ging schlussendlich so gut ab, wie das wohl wichtigste deutsche Lied überhaupt, «Schrei nach Liebe». Egal wer diesen Song covert, die legendäre Anti-Nazi-Hymne der Die Ärzte ist und bleibt fantastisch. Callejon wurden diesem wichtigen Stück mehr als gerecht.
Mit dem vorzüglichen «Unter Tage» war der Schluss erreicht, als Zugaben gab es neben dem erwähnten Bausa-Cover eine Perle ganz alter Tage, «Snake Mountain» vom allerersten Album, und dann natürlich das subtile «Porn From Spain 2», ohne welches kein Callejon-Konzert zu Ende gehen darf. Es war schön, eine Band, die ihr Ding schon so lange durchzieht, live erleben zu dürfen, und dabei stets zu merken, wie viel Spass die Jungs noch immer haben dabei. Mit gleich drei absolut genialen Vorgruppen, die alle ihren eigenen Stil und Sound mitbrachten und für ordentlich Abwechslung sorgten, sowie einem feierwütigen Publikum mit ordentlich Durchhaltevermögen und Energie war es ein wundervoller Abend. So wild, gemütlich und spassig sollten Konzerte eigentlich immer sein. Danke, Callejon.
Setlist Callejon [Quelle: Setlist.fm]
- Eternia
- Palmen aus Plastik
- Blitzkreuz
- Mary Shelley
- Dunkelherz
- Gottficker
- Porn From Spain 3
- Utopia
- Die Krähe mit dem Schädelbauch
- Tor des Todes
- Metropolis
- Schrei nach Liebe
- Kind im Nebel
- Der Wald
- Unter Tage
Zugaben
- Was du Liebe nennst
- Snake Mountain
- Porn From Spain 2