Grabeland Schallfolien / VÖ: 12. Mai 2023 / Punk
duesenjaeger.blogspot.com
Text: David Spring
«Alle suchen irgendwas und das ist ja auch okay für mich, solang ich nicht gefunden werden kann.» Diese wundervolle Zeile stammt vom neuen, sechsten Album «Die Gespenster und der Schnee» der Osnabrücker Punkband duesenjaeger und steht Pate für die zauberhaft melancholischen Entfremdungs- und Wiederfindungsinhalte ihrer Stücke. Wie eine langersehnte Umarmung nach einem schwierigen Tag taten druckvolle Moll-Akkorde und sehnsüchtiger Gesang schon lange nicht mehr so gut.
Der Opener «Ins Schwarze» beginnt zaghaft, bevor uns die Band mit stampfenden Pauken mit auf ihre Reise nimmt. «Too Little, Too Late» kommt mit der Eingangs erwähnten Zeile ums Eck, dazu ein wunderschöner, melancholischer Text, der so verärgert wie verschüchtert wirkt und einfach guttut. duesenjaeger erwecken all die schönen Emotionen, in denen man sich verlieren kann. Sie vermitteln eine Rastlosigkeit und dieses Gefühl der ewigen, manchmal hoffnungslosen Suche nach dem Selbst und nach dem eigenen Platz in dieser grossen verwirrenden Welt.
Die Vocals von Sänger und Bassist Tobi Neumann fühlen sich nostalgisch an, hoffnungsvoll und gleichwohl schmerzlich. Sie sind das Aushängeschild von duesenjaeger, die ihr Ding seit über 20 Jahren durchziehen. Dass sie ihr Fach in all den Jahren perfektioniert haben, hört man den Songs unschwer an. Die Gitarren sind meist schrammelig und hallend, dafür ziehen Drums und Bass umso konsequenter nach vorne. Der Sound ist unverkennbar.
Böse Zungen könnten behaupten, dass sich all die Lieder sehr ähnlich anhören. Mit 15 Songs und 40 Minuten Spielzeit befinden wir uns zudem an der oberen Grenze der akzeptablen Punkalbumlänge. Doch was die Schönheit und Effektivität von duesenjaeger ausmacht, offenbarte sich noch nie beim ersten Durchhören. Die Musik fordert zurecht etwas Zeit und Aufmerksamkeit, das Knacksen und Knarzen in den live eingespielten Aufnahmen, die meisterhaften Wortspielereien und all die kleinen Details wollen erst entdeckt werden.
duesenjaeger legen die Messlatte für guten, deutschsprachigen Punk erneut hoch. Ob das Album, das lange auf sich warten liess, sämtliche Erwartungen erfüllen kann, dürfen alle für sich selbst entscheiden. Zweifelsohne ist klar, dass duesenjaeger in den sieben Jahren seit der letzten Platte nichts verlernt, dafür immer noch viel mitzuteilen haben. Das Eintauchen in ihre Musik bereitet viel Freude und regt zum Mitdenken und Mitmachen an. Genauso wie es sich gehört.