Ring of Fire Records / VÖ: 12. Mai 2023 / Horrorpunk
crimson-ghosts.de
Text: David Spring
Der Begriff «Horrorpunk» löst sicherlich viele Erinnerungen an die Misfits aus und damit zwangsläufig auch an die oft leider unsäglichen Aussagen mehrerer Protagonisten dieser Band. Doch das muss nicht sein, denn gibt das schaurig-schöne Genre doch so viel mehr her, zum Beispiel die vorzügliche Band The Crimson Ghosts aus Köln. Seit 2001 treiben sie ihr Unwesen, mit «Forevermore» steht nun Album Nummer sechs ins Haus.
The Crimson Ghosts haben sich noch nie vor Stilbrüchen und Genrespagaten gescheut. Horrorpunk durfte ohnehin immer schon viel, bei den vier Kölnern kommt so klassischer Punk mit artig viel Metal zusammen, angereichert mit etwas Goth-Rock, Doom und Grindcore. Auch vor ruhigen Balladen scheuen sich die munteren Geister nicht. Abwechslung zuhauf ist angesagt, und dennoch gelingt es der Band seit etlichen Jahren, uns ihren eigenen, unverkennbaren Sound um die Ohren zu schnalzen. Mitschuldig dafür ist die bombastische Stimme von Sänger V, die sich dem gruslig rasanten Sound wundervoll anbietet. Bis zu vierstimmige Chöre und viele Gäste runden das Klanggewand ab.
«On A Succubic Night» eröffnet die Platte lachend und mit durchgetretenem Gaspedal. Ein fettes Riff und ein cooler Gitarrenlead lassen aufhorchen, die creepy Stimme im Hintergrund und der passende Text setzen die angemessene Stimmung. «Of A Guilty Man» macht alles anders, es trifft ein rumpliger 90s-Bass auf eine melancholische Piano-Melodie und übergrosse Gitarren. Dieses wohlige Gefühl alter Horror-Filme, die noch Spannung durch Atmosphäre und Story erzeugten, und nicht durch effekthaschende Jump Scares, kommt auf. Das Erzeugen dieser Stimmung ist genau das, was The Crimson Ghosts am besten beherrschen, sei es in einem lauten Punk-Smasher wie «The Legend Of Walking Sam» oder einer stimmigen Halb-Ballade wie «From The Underground World».
Am Ende des Tages sind The Crimson Ghosts eine formidable Horrorpunk-Band. Die Band zieht seit jeher erfolgreich ihr Ding durch, konsequent und voller Leidenschaft. Das hört man den Songs jederzeit an. Wer mit dem vielleicht etwas kitschig oder gar albernen Genre noch nie was anfangen konnte, wird sich auch von «Forevermore» kaum begeistern lassen. Wer hingegen vom hyperpolitischen Content sämtlicher Social-Media-affinen Punkbands aktueller Tage mal eine Pause braucht und dem Alltag schon lange mal wieder einen Moment lang entfliehen wollte, wird mit The Crimson Ghosts sehr glücklich.