Peaceville Records / VÖ: 17. Februar 2023 / Black Metal, Speed Metal
hellripper.com
Text: David Spring
Die Mythen und Legenden aus Schottlands Folklore sind mannigfach. Doch dreht sich nicht alles nur um sich bekriegende Highland-Clans, fesch bedudelsackte Kilt-Träger und endlose Whiskey-Vorräte. Denn hinter der schönen Landschaft findet man allerlei dunkle und gar böse Charaktere. Gefundenes Fressen also für Künstler:innen der etwas härteren Gangart, wie zum Beispiel James McBain, der als Ein-Mann-Band Hellripper bereits das dritte Album herausbringt.
Yes, astreiner Extreme Metal, gespielt von nur einem wahnsinnig talentierten jungen Typen. «Warlocks Grim & Withered Hags» heisst das gute Stück. Wer schon immer dachte, dass Black Metal zu monoton und Speed Metal zu poserisch ist, wird hier glücklich. Hellripper vereint die besten Elemente beider Genres. Der Opener «The Nuckelavee» macht gleich alles klar. Ein furioses Intro, ein Killer-Riff und dann McBains bösartig keifender Gesang. Unfassbar, dass all die glorreichen Solos, die Überschall-Beats und die tiefschwarzen Melodien von ein und demselben Typen eingespielt wurden.
Die Balance zwischen Speed und Black-Metal wird konsequent gehalten. Viele Parts sind relativ rockig und könnten auch auf einer Iron Maiden oder Judas Priest Platte anzutreffen sein. Hellripper lässt sich offen und ehrlich vom ganzen Metal-Spektrum beeinflussen. Doch auf jedes knackige Metal-Riff folgen Blastbeats, wildes Tremolo-Picking und abgrundtief dunkle Atmosphäre, die uns nie vergessen lassen, dass der Gehörnte stets einen wachen Blick auf das Geschehen wirft. «I, Deceiver» überzeugt mit furchteinflössendem Gesang, das gespenstische «Withered Hags» wiederum mit epischen Mid-Tempo-Headbang-Parts und sogar mit Bagpipes.
Was Hellripper besonders aus dem Gros der Masse herausstechen lässt, ist die schiere Spielfreude, die in jedem der insgesamt acht Songs zu spüren ist. So böse und wild alles klingt, McBain hat unglaublich viel Freude an seiner Musik, und das merkt man. Wer bei Tracks wie dem durchgeknallten «Goat Vomit Nightmare» oder dem an Gama Bomb erinnernden «The Cursed Carrion Crown» nicht mit einem riesigen Grinsen im Gesicht durchdreht, dem ist nicht zu helfen.
«Warlocks Grim & Withered Hags» ist ein vorzügliches Album. Der Sound ist artig DIY-ig und niemals überproduziert, klingt aber dennoch stets druckvoll und mitten in die Fresse. Die Songs sind fantastisch und bescheuert, und gleichzeitig auf höchstem Niveau gespielt. Wenn nach knapp 45 Minuten alles vorbei ist, kann man nur den Kopf schütteln, die Nackenmuskeln entspannen und dann gleich nochmals von vorne loslegen. Hellripper – was für ein Meisterwerk!