Nouveau Monde – Fribourg
Freitag, 10. Februar 2023
Text: David Spring
Am schönsten ist es doch zu Hause. Es ist immer wieder eine Freude, wenn nur wenige Meter von den eigenen vier Wänden entfernt grossartige Livemusik zu erleben ist. Im gemütlichen Nouveau Monde in Fribourg nämlich, sollten an einem kühlen Freitagabend die lokalen Art-Rock-Heroen von hubris. zur Taufe ihres neusten Werkes «The One Above» aufspielen.
Bevor wir uns im bereits gut gefüllten Club den epischen Post-Rock-Klängen der Hauptband hingeben konnten, betraten erst mal die nicht minder talentierten Egopusher die Bühne. Die zwei verrückten Musiker aus Zürich sind längst keine Unbekannten mehr. Ihr Mix aus cineastischen Soundkollagen, heftigen EDM-Beats und entarteten Geigenklängen sind bald schon legendär. Das Publikum im Nouveau Monde wusste den einzigartigen, druckvollen Sound zu goutieren und man kam nicht umhin, sich mit geschlossenen Augen den wummernden Bässen und oszillierenden Sounds hinzugeben.
Dafür, dass ich solche Musik sonst eigentlich höchstens am frühen Morgen in der Lounge eines Clubs nach einer durchtanzten Nacht hören kann, überzeugten mich Egopusher unfassbar stark. Irgendwie machten sie alles genau richtig. Und ob es die Hingabe war, mit welcher sie an den Rädchen und Knöpfen ihrer Synthesizer herumschraubten, oder die Tatsache, dass es einfach faszinierend ist, solche Musik live gespielt zu erleben, ich war ziemlich geflashed. Augenscheinlich ging es vielen im Publikum so. Denn während den ausufernden Songs gab es begeisterten Jubel. Wahrlich ein musikalisches Spektakel, wie man es nicht alle Tage erlebt.
Nach knapp einer Stunde verabschiedeten sich die beiden und alsbald war es dann so weit: hubris. betraten die Bühne und legten ohne Umschweife druckvoll los. Schnell wurde einmal mehr klar, dass es sich bei den Vieren um unglaublich gute Musiker handelt. Die mitunter sehr langen und allesamt instrumentalen Songs wurden live zu absoluten Biestern. Die Soundkollagen und epischen Höhepunkte liessen uns von Beginn an nicht selten mit offenen Mündern dastehen. Passend zum unglaublichen Können der Musiker war auch der Sound in der Halle absolut perfekt und jedes Detail kam glasklar aus den Boxen.
In einer der wenigen Ansprachen bedankte sich Gitarrist Jonathan Hohl überschwänglich beim Publikum, dass an der Plattentaufe so viele dabei sind. So wurde das neue Album «The One Above» feierlich getauft und fleissig angepriesen. Die Stimmung war ausgelassen, auch wenn sich die Musik von hubris. eher weniger dafür eignet, komplett durchzudrehen. Dafür fühlte man sich stellenweise immer wieder fast wie an einem Rave. Man konnte gar nicht anders als Augen zu, Arme in die Luft und sich komplett der epischen Musik hingeben. Und hubris. wären nicht sie selber, würde dann nicht bald schon die nächste Headbang-Passage folgen, um uns aus der Trance zu reissen.
Nach über anderthalb Stunden und einer ausgedehnten Zugabe war das Ende erreicht. Es ist wahrlich ein Erlebnis, diese Band live zu sehen. Neben dem immensen Können war es auch sehr schön, wie viel Spass die Vier selbst auf der Bühne hatten. Richtiggehend kathartisch, wie die Jungs jeden gespielten Ton und Beat mit Herz und Seele spüren. hubris. bedankten sich einmal mehr für die wundervoll gelungene und emotionale Vernissage, verbeugten sich und weg waren sie. Was für ein kolossaler Konzertabend. Die Schweizer Musikszene beweist einmal mehr, dass in unserem kleinen Land halt schon verdammt viel Talent und Leidenschaft steckt.