BMG / VÖ: 30. September 2020 / Rock
pixiesmusic.com
Text: Patricia Leuchtenberger
Einige verbliebende Rockbands aus vergangenen Jahrzehnten haben es in der zeitgenössischen Gen-Z schwer, sich mit ihren musikalischen Errungenschaften zu rühmen und weiterhin relevant für das Musik-Business zu bleiben. Black Francis, Paz Lenchantin, Dave Lovering und Joey Santiago gibt es als die Pixies noch nicht allzu lang, erst seit zehn Jahren von insgesamt 36 Jahren Bandgeschichte existiert diese Konstellation. Und so klingt das achte Studioalbum ein bisschen wie das berühmte Debüt, als auch komplett entfremdet. Und leider auch langweilig.
Seitdem die ehemalige Indie-Rock-Gruppe sich in Folge ihres herausragenden Erfolges 1993 trennten, nur um sich 2004 wieder zusammenzufinden, sind Black Francis und Joey Santiago als treibende Kräfte der Pixies dabei, und prägen die Songstrukturen sowie den Sound maßgeblich. „Doggerel“ erscheint in einem allumfassenden „Classic-Rock“ Mantel, wobei deutliche Pop-, Folk- und Country-Einflüsse zu Tage gelegt werden. Themen wie Feiern, Trennungen und das Nachleben finden in den Leben des Quartetts statt, und natürlich auch den Weg auf ihre Platte. „We’re trying to do things that are very big and bold and orchestrated“, kommentiert Francis die kreative Wut, welche auf einen schon ab dem ersten Track „Nomatterday“ zurollt. Konventionelle Arrangements werden manchmal mit einfachen Country-Gitarren, öfter mit rauschenden E-Gitarren und dominanten Bass in Einklang gebracht, dabei hat sich der leichte Sing-Sang Francis‘ zum generischen melodischen Sprechakt umfunktioniert und Drums folgen dem 4/4 Takt wie eh und je.
Das alles wäre schön und gut, aber wo ist der Pixie-Charme hin? Ich suche und suche ihn und auch am Ende des Albums angekommen finde ich ihn in keinem Takt. „I’m very hesitant to go to the punk shit nowadays, simply because I know if I try to force it in any kind of way it’s gonna fall flat“, merkt der Lead-Sänger an und gibt damit die Antwort auf die Frage, was das Konzept für die Soundkulisse der Platte war. Leider ist nicht mehr besonders viel übriggeblieben von den einstigen Indie-Rock-Pionieren, ausser einem trägen Evolutionswillen, der zuletzt daran scheitert, dass das Album keinerlei Spannungsbogen, durchdringende Dynamik oder lyrische „Relatability“ enthält. Es sind lauwarme Ideen für die neuen Pixies, die sich nun mehr am klassischen Rock der 80er orientieren und jeglichen Schwung verloren haben. Schade um ein weiteres, legendäres Phänomen – letztendlich gibt „Doggerel“ nur auf eine Frage eine Antwort: Hat es diese Reunion wirklich gebraucht?