Out On Division Records / VÖ: 28. Oktober 2022 / Hardcore
Facebook
Text: David Spring
Biel hat nicht immer die beste Reputation aller Schweizer Städte. Oftmals eher weit oben in der Kriminalitätsstatistik und im Schatten vieler anderer Orte. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist Biel seit jeher ein vorzüglicher Herd für interessante Musik. Eine Band, die da seit längerem im Untergrund wütet, ist Sxokondo. Mit «Altered Ego» steht uns das erste Album des Hardcore-Vierers ins Haus.
Der Sound von Sxokondo, was «Schockwelle» auf Esperanto bedeutet, ist tief im Hardcore verwurzelt. Dazu kommen düstere Einflüsse à la Botch, Breach oder Converge sowie eine gesunde Portion Chaos. Gewaltige Riffs, rabiate Energie und wütender Gesang zeichnen die zehn Songs aus. Was die Band von vielen artverwandten Bands abhebt, ist die Produktion. Es wurde bewusst darauf verzichtet, das Ganze zu polieren und komprimieren, dafür wurden weite Strecken live als Band im Studio eingespielt. Dies macht den Sound der Platte warm und wuchtig, druckvoll und trotz der herausgelassenen Wut angenehm auf den Ohren.
Sxokondo haben sich zehn Jahre Zeit genommen, um ihr Debütalbum so perfekt wie nur möglich werden zu lassen. Dies hat sich gelohnt, denn obwohl das Album mit 42 Minuten für dieses Genre ziemlich lange ist, so kommt niemals Langeweile auf. Die Balance zwischen rücksichtslosem Vollgas-Gebolze, gnadenloser Mid-Tempo-Härte und gerade genügend Melodie wird perfekt gehalten. Sei es ein vernichtendes Brett wie «Le Dernier Civil», ein verstörend, schleppendes Post-Hardcore-Geprügel wie «Child Of Rage» oder der komplett entartete, grossartige Closer «Void», die Band versteht es, ihre Genre-Elemente gekonnt und effektiv einzusetzen.
Das Album endet mit dem vierminütigen Instrumental-Outro «Ruins», welches man sich zugegebenermassen hätte sparen können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, viel wichtiger bleibt am Ende des Tages, dass Sxokondo einen verdammt eindrücklichen Einstand hingelegt haben. «Altered Ego» ist nicht einfach und definitiv nicht freundlich, dafür umso einschlagender. Die Schweiz und die Welt dürfen sich auf etwas gefasst machen, was hier aus dem beschaulichen Untergrund auf uns losgelassen wird.