Arch Enemy + Behemoth + Carcass + Unto Others
The Hall – Dübendorf
Dienstag, 25. Oktober 2022
Text: David Spring / Bilder: Rey Schulthess
An einem beschaulichen Dienstagabend traten dunkelschwarze Wolken über The Hall in Dübendorf auf. Grund dafür war die geballte Ladung Death Metal, die von gleich zwei legendären Bands auf die munteren Fans losgelassen wurde: Behemoth und Arch Enemy!
Alle in angemessen gruftige Stimmung zu bringen, war die Aufgabe der Goth Metaller von Unto Others aus Portland. Der Sound war zu Beginn dem klassischen Heavy Metal zuzuordnen, mit coolen Solos, galoppierenden Bässen und ordentlicher Attitüde. Nach und nach änderte sich das Soundgewand und es nahmen Goth-Rock-Elemente Überhand. Daraus resultierte eine interessante Mischung, die man so nicht alle Tage zu hören kriegt. In etwa, als ob The Cure eine Metalplatte geschrieben hätten. Das sehr verhaltene Publikum wusste dies zu goutieren, aber war noch weit von ausgelassener Stimmung entfernt.
Als zweites waren die legendären Carcass an der Reihe. Die dienstälteste Band des Abends drückte nach dem nicht all zu harten Einstieg gleich richtig ab. Neben brutalen Riffs und massiven Headbang-Brettern stach vor allem Sänger und Bassist Jeff Walker heraus. Der Typ motivierte das Publikum voller Elan, schrie sich die Seele aus dem Leib und posierte, als gäbe es kein Morgen. Carcass liessen Hit um Hit vom Stapel, «Corporal Jigsore Quandry», «Incarnated Solvent Abuse» und natürlich «Heartwork» gingen runter wie guter Whiskey. Langsam kam Bewegung ins unterkühlte Publikum. Schade, war nach nur 40 Minuten schon Schicht im Schacht.
Von da an sollte der Abend bombastischer werden, es war Zeit für die Giganten von Behemoth. Als nach dem stimmigen Video-Intro der Vorhang zu «Ora Pro Nobis Lucifer» fiel, gab es kein Halten mehr. Mit einer imposanten Bühne, furchteinflössenden Mikrofonständern, tonnenweise Warpaint und viel Pyroeinsatz zogen die Vier sämtliche Register. Die Setlist war auf das frische Album «Opvs Contra Natvram» fokussiert, Stücke wie «Thy Becoming Eternal» oder das furiose «Off To War!» reihten sich prächtig in die Riege älterer Hits wie «Conquer All» oder den Fan-Favoriten «No Sympathy For Fools» ein.
Behemoth waren bestens gelaunt, Mastermind Nergal zeigte sich munter und gesprächig und das Publikum frass der Band aus der Hand. Dank dem fleissigen Einsatz vieler Feuer-Fontänen war es in der Halle mittlerweile richtig warm geworden, vorne an der Bühne ging entsprechend ordentlich die Post ab. Mit dem ultra-satanischen «Versvs Christvs», zu welchem Nergal in einem Kimono und mit Weihrauch auf die Bühne trat, und dem gigantischen «Chant For Eschaton 2000» war nach 70 Minuten das Ende angelangt. Behemoth bewiesen lautstark, warum sie zur Spitze des Extreme Metals zählen.
An jedem anderen Abend würde man sich nach der Show freudig auf den Nachhauseweg begeben. Der mit den Worten «Pure Fucking Metal» beschriebene, blutverschmierte Vorhang jedoch liess alle wissen, dass mit Arch Enemy das letzte Highlight erst bevorstand. Mit dem gewaltigen «Deceiver, Deceiver» vom neuen Album «Deceivers» ging es heftig los. Der Sound war perfekt und mächtig, entsprechend ausgelassen die Meute. Spätestens der Übersong «Ravenous», der bereits an dritter Stelle im Set stand, riss alles in Grund und Boden.
Natürlich leben Arch Enemy von der fantastischen Gitarrenarbeit von Michael Amott und Jeff Loomis, welche die härtesten Riffs und Solos locker-flockig aus den Ärmeln schüttelten. Aber niemand prägt die Band mehr als Frontfrau und Sängerin Alissa White-Gluz. Sie hatte das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff. Nicht nur ist ihre Stimme eine Naturgewalt, auch ihre sympathische und nahbare Art ist unvergleichlich. Ob mit neuen Songs wie «House Of Mirrors» und «Handshake With Hell», oder Klassikern wie «As The Pages Burn» und dem brutalen «My Apocalypse»; Arch Enemy lieferten eine starke und energiegeladene Show ab.
Kein Arch-Enemy-Konzert ist komplett ohne das mächtige «Nemesis». Es ist jedes Mal ein Gänsehautmoment, wenn das ganze Publikum «One for all, all for one, we are one Nemesis!» mitbrüllt und diesen Song bis zur totalen Erschöpfung mitfeiert. Damit war Schluss und The Hall um einen fantastischen Konzertabend reicher. Vier überaus spielfreudige und gutgelaunte Bands; ein am Ende doch sehr lautes, wildes Publikum und ein paar Stunden pure fucking metal. Was braucht man mehr im Leben?
Setlist Behemoth [Quelle: Setlist.fm]
1. Ora Pro Nobis Lucifer
2. The Deathless Sun
3. Ov Fire and the Void
4. Thy Becoming Eternal
5. Conquer All
6. Daimonos
7. Bartzabel
8. Off to War!
9. No Sympathy for Fools
10. Blow Your Trumpets Gabriel
11. Versvs Christvs
12. Chant for Eschaton 2000
Setlist Arch Enemy [Quelle: Setlist.fm]
1. Deceiver, Deceiver
2. War Eternal
3. Ravenous
4. In the Eye of the Storm
5. House of Mirrors
6. My Apocalypse
7. Dead Bury Their Dead
8. The Eagle Flies Alone
9. Handshake With Hell
10. Sunset Over the Empire
11. As the Pages Burn
12. Snow Bound
13. Nemesis