BMG / VÖ: 9. September 2022 / Alternative Rock
theafghanwhigs.com
Text: Cornelia Hüsser
Konventionen haben sie noch nie interessiert. Als Grunge und Karohemden angesagt waren, traten sie in Anzügen auf und vermengten alternativen Rock mit Soul. Und auch heute, 36 Jahre später, hat sich daran nichts geändert: The Afghan Whigs überzeugen noch immer mit vielschichtigem Sound und ungebändigter Energie.
«How Do You Burn?» ist ihr mittlerweile neuntes Studioalbum und spinnt nahtlos den Faden fort, den sie nach ihrem Comeback mit «Do To The Beast» (2014) und «In Spades» (2017) wiederaufgenommen haben: Flächiger Sound, viel Gitarre und treibende Rhythmen, gepaart mit dem unverwechselbaren Gesang von Frontmann Greg Dulli.
Bereits der Opener «I’ll Make You See God» ist ein Knaller, der laut, wild und hemdsärmelig – im besten Sinne – daherkommt. Gross und cineastisch wird es bei «Catch A Colt», das den typischen Sound der letzten beiden Alben aufgreift, oder «Take Me There»: ein wilder Gospelsong, dem Van Hunt eine gute Portion Voodoo-Blues einhaucht und ähnlich wie «Jyja» stark rhythmusgetrieben zur körperlichen Betätigung anregt.
Auch ein klein wenig Schmalz darf auf einem Afghan-Whigs-Album nicht fehlen. «I’ve got to know what I’ve been looking for; is it you?» fragt sich Dulli also leicht schmachtend bei «Please, Baby, Please», oder sinniert im akustisch einsetzenden «Concealer» über die Einsamkeit.
Das alles kann selbstverständlich nur auf ein angemessen ausufernden Höhepunkt zusteuern. Und das tut es. Der Abschluss mit «In Flames» ist gross, erhaben und voller Pathos. Auch hier wieder: im besten Sinne.
The Afghan Whigs sind eine Band, die absolut ehrlich und bodenständig rüberkommt – und vielleicht gerade deshalb nicht den Applaus einfährt, den sie verdient hätten. Doch ihre Musik ist kunstvoll, emotionsgeladen, facettenreich und kennt keine Zurückhaltung. Und das ist gut so.