Red Scare Industries / VÖ: 26. August 2022 / Punk, Hardcore
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Text: David Spring
Es gibt viele US-Punkbands und viele klingen gleich. Vor allem die alten Bekannten können einem da zum Hals heraushängen. Schön, gibt es diverse Gruppen, welche die Formel aufbrechen. No Trigger aus Massachusetts zum Beispiel, deren EP „Acid Lord“ mit grossen Melodien, klaren politischen Ansagen und viel Humor vor Kurzem ordentlich reinhaute. Mit „Dr. Album“ folgt der nächste Streich.
Tatsächlich ist es das erste Full-Length-Album von No Trigger in zehn Jahren. Den Auftakt macht der grossartige Anti-Nazi-Übersong „Antifantasy“, der bereits auf der EP enthalten war. Es macht genauso Spass wie vor drei Monaten, den wundervollen „A-N-T-I-N-A-Z-I“-Chor mitzuschreien. „Take Your Time“ und „Acid Lord“ lassen die glorreichen, melodischen Hardcore-Einflüsse der Band im Stil von A Wilhelm Scream oder Strike Anywhere durchblicken und gehen sehr gut ab.
No Trigger verstehen es bestens, schwierige Themen in frohgemute Punk-Gewänder zu verpacken. Zugleich ist die Platte unglaublich amerikanisch, denkt man immer wieder an diese überdrehten College-Feten, die man aus jeder zweiten Teenager-Komödie kennt. Zugegeben ist es manchmal zu viel des Guten, „Coffee From A Microwave“ zum Beispiel klingt nicht nur wie Blink-182 zu ihren schlimmsten Tagen, der Text ist dermassen schnulzig und zigmal gehört, dass einem fast übel wird.
Im zweiten Teil von „Dr. Album“ werden die Songs ruhiger. Eine poppige Country-Nummer „Water By The Beer Can“ oder die Ballade „Euro Coke“, die wenigstens einen reflektierten Text enthält, schaffen es leider nicht, an die Energie- und Qualitätslevel des ersten Teils heranzukommen. Das ist schade, es fühlt sich an, als seien die besten Songs auf der EP verbraten worden.
„Dr. Album“ macht Spass. Was auf der EP schon gefiel, gefällt auch hier. Die starken Melodien, die kritischen Texte und das ziemlich ungehaltene Songwriting überzeugen. Doch leider hat die Platte viele Längen. No Trigger versprachen durchaus, die neue Hoffnung des Punkrocks der Amerikanischen Schule zu werden. Es hat nicht sein sollen. Somit höre ich mir nochmals das grossartige „Antifantasy“ an und bin froh, dass wir diesen Song haben.