Dackelton Records / VÖ: 26. August 2022 / Punk Rock
drei-meter-feldweg.de
Text: David Spring
Ich gebe zu, die Deutschpunkband Drei Meter Feldweg aus der Lüneburger Heide ging bisher komplett an mir vorbei, vor allem, weil mich der Bandname abschreckte. Obwohl ich diesen witzig finde, schloss ich dabei auf schrammeliges No-Fi-Gedöns ohne Qualitätsanspruch – wie falsch man liegen kann! Mit „Durak“ steht Album Nummer vier ins Haus und man darf getrost sagen, dass den Jungs mit der, nach einem russischen Kartenspiel ohne Gewinner benannten Platte, ein kleines Meisterwerk gelungen ist.
Mit einem eigenwilligen Autotune-Intro und dem „Lagebericht“ geht es los. Der Track haut ordentlich rein, druckvoll, melodiös und spassig-überheblich rocken Drei Meter Feldweg wie nichts Gutes. „Gib Niemals Auf“ schielt musikalisch unverfroren in Richtung Die Toten Hosen, zitiert sogar Campino und macht gute Laune. Der etwas ruhigere Track „Eine Lovestory“ hingegen stellt alle anderen in den Schatten. Das fantastische Video und der geniale Text dieses Songs heben Drei Meter Feldweg auf ein neues Level. Als Punkband können viele gegen Nazis singen, doch so clever und einprägend, wie in diesem Song wurde die Thematik wohl seit „Schrei Nach Liebe“ von Die Ärzte nicht mehr behandelt.
Nach diesem Gänsehaut-Moment könnte man erwarten, dass es schwächer weitergeht. Weit gefehlt, denn mit dem rasanten „Ganz Vielleicht“ folgt der vielleicht beste, reine Punk-Song des Jahres, ein absolutes Brett mit glorreichem Mitsingrefrain. „Briefe An Dich“ ist eine überraschend starke und gefühlvolle Ballade, „Unten Am Strand“ sowie „Ich Mach Ne Kleine Party“ zeigen Drei Meter Feldweg als spassige Party-Band (wobei sich der im Deutschpunk gern zelebrierte Alkoholkonsum in Grenzen hält) und mit dem fetten Closer „Kaufen Kaufen Kaufen“ schliesst die Platte sozialkritisch wie witzig ab.
Da haben wir’s, einmal mehr gilt, dass das Buch nicht nach dem Umschlag zu beurteilen ist. Drei Meter Feldweg sind meine Punkrock-Entdeckung des Jahres. Das Gespür für starke, mitsingbare Melodien, die cleveren, witzigen und einfühlsamen Texte, die fette Produktion und die schlicht grossartigen Songs, gespielt von einer sympathischen, talentierten und experimentierfreudigen Band, machen „Durak“ zu einer der besten Platten des Jahres.