Spikerot Records / VÖ: 13. Mai 2022 / Deathgrind
ruinas.online
Text: David Spring
Aus Spaniens Untergrund tauchen in letzter Zeit überraschend viele aggressive Bands auf. Diesem Aufschwung an Musik gewordener Wut setzt die Band Ruinas aus Galicien den Hut auf. Ihr 2020 erschienenes Album „Ikonoklasta“ sorgte mit seinem Mix aus ultra-brutalem Deathgrind und nicht minder sanften Crust-Einflüssen für Aufsehen. Nun steht mit „Resurrekzión“ das nächste Werk ins Haus.
Die Band besteht aus Angel (Drums) und Rober Bustabad (alles andere), der in der Szene kein unbekannter ist. Wem die spanische Deathgrind-Legende Machetazo etwas sagt, kennt ihn. Das Debüt von Ruinas war ein brutalster Anschlag auf sämtliche Sinne, die neue Platte macht genau da weiter. Der Opener „Eterno Retorno“ legt nach einem Fade-In gleich ohne Umschweife los. Tiefste Growls, mörderische Gitarren und das Gaspedal bis zum Boden durchgedrückt. Wer mit der Welt nicht zufrieden ist und Wut als das oberste der Gefühle empfindet, ist bei diesem kataklystischen Anschlag direkt zu Hause.
„Tormenta De Miseria Y Muerte“ macht mit dem Titel gleich klar, wie der Hase läuft, selbst wenn man kein Spanisch versteht. Mein Favorit ist „Último Vector“, welches in nicht einmal zwei Minuten alles vernichtet und sogar etwas Melodie aufweist. Falls jemandem Converge zu sachte ist, dieser Track ist perfekt. Ruinas machen keine Musik, um fröhlich die sommerlichen Temperaturen zu geniessen.
Dann wird alles anders: „Ex Putrefaktio“ wirkt wie ein bedrohliches Intro zum letzten, finalen Schlag. Das unglaubliche 17 Minuten dauernde „Lázaro“ ist ein anderes Biest. Ich weiss nicht genau, was Ruinas geritten hat, doch nach der ersten Viertelstunde Massaker ist diese Tour De Force fast unverständlich. Der Song besteht mehrheitlich aus elektronischen Soundkollagen, die an einen John Carpenter-Soundtrack erinnern. Die Komposition ist erdrückend und faszinierend, aber unerwartet.
Mein liebliches Gemüt findet sich mit dem zerstörerischen Lärm des ersten Teils der Platte bestens zurecht. Mit dem zweiten Teil bin ich komplett überfordert. Ich empfehle, dass man sich „Resurrekzión“ unvoreingenommen gibt und selbst entscheidet, ob brutaler Deathgrind oder experimenteller Ambient einem die Seele aus dem Leib saugt. Weil gut sind Ruinas immer.