Hook Line And Sinker + LØRE + Otnig Monajet
Nouveau Monde – Fribourg
Freitag, 6. Mai 2022
Text: David Spring
Einer der wenigen Positiven der Pandemie war, dass viele Bands Zeit und Musse fanden, neue Musik aufzunehmen. Da Konzerte endlich wieder zum Alltag gehören, gibt es viele wundervolle Plattentaufen. So geschah es an jenem Freitagabend, dass die Stoner Rocker von Hook, Line And Sinker ihr Werk „(Smooth Jazz Implies The Existence Of) Rough Jazz“ im schnieken Nouveau Monde in Fribourg in die Welt bringen konnten.
Den Auftakt machte das Krautrock-Fusion-Duo Otnig Monajet in der bereits gut gefüllten Venue. Mit einem bombastischen Synthie-Intro ging es los und schnell war klar, dass diese ungewöhnliche Band nicht mehr als die zwei Bandmitglieder auf der Bühne benötigt. Abgefahrene Songs, gespielt von einem faszinierenden Drummer und einem talentierten Multiinstrumentalisten, die sämtliche Genregrenzen sprengten.
Die Musik von Otnig Monajet kommt weitestgehend ohne Gesang aus, dafür mit umso mehr Effekten und instrumentalen Spielereien. Der junge Herr, der die Synthesizer und die Gitarre bediente, hatte seine Hände stets voll, hier ein Knöpfchen drehen, da einen Regler verschieben. Dann wieder ein wildes Riff auf der Gitarre und hie und da ein paar gebrüllte Worte. Die Menschen im Nouveau Monde wussten die herausragenden Fähigkeiten der beiden zu goutieren, selten habe ich bei der ersten Band des Abends bereits solche Tanzfreude und Ausgelassenheit miterlebt.
Nach diesem unverschämt guten Auftritt war eine kurze Verschnaufpause nötig, danach Hook, Line And Sinker. Mit ein paar Zitaten von „The Big Lebowski“ und „In’n’Out Burger“ ging es los. Was für ein absolutes Brett. Damit hatten die drei Jungs die Leute fest im Griff. Der staubige Stoner Rock der Drei wirkte live noch rauer und unbändiger als auf Platte, was für grossartige Stimmung sorgte.
Wie es sich für eine ordentliche Plattentaufe gehört, durften Gäste nicht fehlen. Plötzlich stand ein Typ mit Saxofon auf der Bühne, der ein krudes Solo ablieferte. Mitten in der Halle war ausserdem ein grosser Gong aufgestellt. Mit dem Licht und aller Aufmerksamkeit für mehrere Minuten auf den Herrn daran gerichtet, war es sehr amüsant, als dieser nur ein einziges Mal draufschlug und sogleich wieder verschwand. Ausserdem war da noch Sacha Ruffieux, der das Album produziert hatte und einige Songs an der Gitarre begleitete. Der Herr mit der fancy Brille drehte komplett durch und sprang wie ein Derwisch über die Bühne.
Mit Ansagen hielt sich die Band sehr bedeckt, man liess die Musik für sich sprechen. Als es eine kleine Dankesrede und Erwähnung der neuen Platte gab, wurde diese vom Bassisten auf Deutsch und vom Gitarristen auf Französisch gehalten, ganz dem Röstigraben entsprechend. Die Band war bestens gelaunt, die fantastischen Reaktionen aus dem Publikum trieben sie zu Spitzenleistungen an. Mit „Dawn“ ging es dem Ende entgegen, Hook, Line And Sinker hätten keinen besseren Closer finden können.
Der Abend noch lange nicht vorbei, als letztes waren Løre an der Reihe. Die drei durchgeknallten Noise-Rocker liessen es sich nicht nehmen, ihre Show mit einem Panflötenintro zu eröffnen. Bezaubernd! Danach ging es richtig ab. Da Mitternacht schon lange vorbei war, mussten einige Leute bereits auf den letzten Zug nach Hause, was den Club etwas leerte, der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Es wurde getanzt, gepogt und gefeiert und Løre legten viel Energie an den Tag.
Ich war fasziniert, wie unterschiedlich alle Bands an diesem Abend waren, und doch sehr passend. Was alle gemeinsam hatten, war das Unvermögen, verständliche Ansagen zu machen. Løre erwähnten ihren Namen, aber ich könnte niemandem sagen, wie man das aussprechen müsste. Sehr amüsant, der Lärm und der Rock waren wichtiger als irgendwelche Worte. Irgendwann nach Ein Uhr neigte sich das Konzert dem Ende zu.
Da haben wir’s, das vorzügliche Album von Hook, Line And Sinker wurde lautstark getauft. Mit grossartigen musikalischen Leistungen aller Beteiligten, einem mehr als party-wütigen Publikum und drei hochkarätigen Bands, allesamt aus dem Kanton Fribourg. Bleibt nur ein grosser Dank für einen fantastischen Konzertabend auszusprechen. So darf es mit der reaktivierten Konzertwelt weitergehen.
Setlist Hook, Line And Sinker
1. In & Out Burger
2. Blood On The (Dance) Floor
3. Nurija
4. Black Heart
5. Tuer
6. Devil Is On The Radio
7. Don’t Put Milk In My Coffee
8. Thrash Blues
9. Holy Ghost
10. These Patterns
11. Autobahn
12. Dawn