Anti alles / VÖ: 3. Dezember 2021 / Metal, Deutschrock
haematom.de
Text: Cyril Schicker
Kann ein Hämatom Musik in meinen Ohren sein? Ja. Natürlich meine ich damit kein Blutungsereignis, aber das als Album verkleidete Ereignis „Die Liebe Ist Tot“ von der Deutsch-Combo Hämatom.
Auf „Die Liebe Ist Tot“ verstecken sich die menschgewordene Kontroverse aus Oberfranken auch dieses Mal nicht hinter einem verbalen Zensurbalken. Und sie keifen, feixen, schreien, pöbeln, schnauben, wettern, was das Zeug hält. Obszönitäten geben Boshaftigkeiten geben Animositäten die Hand. So brachial sich Hämatom aber geben, so sind sie nicht (immer). Beim genaueren, mehrmaligen Hinhören kristallisiert sich durchaus Cleverness-Smartness heraus.
Hämatom, der Name ist Programm, fühlen sich für viele an wie ein Schlag, Stoss, Sturz oder eine (fehlgeschlagene) Operation. Und natürlich bieten sie Angriffsfläche wie nur wenige – und dass sie wohl nie einen Song zum OST eines Walt-Disney-Films beisteuern, dürfte auch klar sein.
Doch ob du es willst oder nicht: „Die Liebe Ist Tot“ nistet sich in deinem Kopf ein – vielleicht gleich als erstes mit „Ficken unseren Kopf“? Dieser verdammte Ohrwurm (Kollaboration mit dem Rap-Duo 257ers) ist und bleibt ein Ohrwurm. Verdammt.
Wie angedeutet, Hämatom hantieren mit „Die Liebe Ist Tot“ nicht mit der feinen Klinge, sondern mit dem Morgenstern. Aber eben, gute Musik darf ungeniert auch einmal brachial sein.