Delilahs’77 + Pablo Infernal + Great Lady Under Earth
Garage 8 – Olten
Samstag, 13. November 2021
Text: David Spring
Seit es das Coq d’Or in Olten nicht mehr gibt, fehlt es der kleinen Eisenbahnstadt gehörig an kulturellem Angebot. Als dann letztes Jahr das stadteigene und vom Lokal stark mitgeprägte OltenAir coronabedingt ins Wasser fallen musste, war es sehr ruhig. Um nicht erneut ein durstiges Jahr durchleben zu müssen, hat man sich entschieden, das OltenAir in Form von drei Indoor-Rocknächten in der Garage 8 auf andere Art durchzuführen.
Als erste Band dieses abgespeckten Festivals stand die Oltner Stoner-Rock-Gruppe Great Lady Under Earth auf der Bühne. Die drei Mannen fackelten nicht lange und fuhren mit heavy Riffs und ausserordentlich fettem Sound auf. Die kleine, aber feine Venue war gut gefüllt und die Leute ordentlich in Feierlaune. Zum Glück konnte man sich in den Songs der Band augenblicklich verlieren, die gewaltige Soundwand, die aus den Boxen klang, entführte in ganz neue Sphären. Mit keinem Song unter zehn Minuten bestand viel Raum für abgespacte Spielereien.
Für solch zerebrale und mitunter komplizierte Musik, die bis auf wenige Ausnahmen komplett ohne Gesang auskam, ging das gut ab. Meiner Meinung nach dürften Great Lady Under Earth auf keinem Stoner- und Psych-Festival fehlen. Mit einem charmant schüchternen Danke und verhaltenem Lächeln verabschiedeten die Jungs sich wieder von uns. Ich hätte den Dreien noch lange zuhören können, eine solch faszinierende Band hört man nicht alle Tage.
Die Pause war gerade lang genug, um sich draussen mit leckerem veganem Chili und Glühwein einzudecken, bevor es mit Pablo Infernal weiter ging. Das High Energy Rock’n’Roll-Quartett aus Zürich war gekommen, um in Olten nichts als verbrannte Erde zu hinterlassen. Mit ihrer larger-than-life-Attitüde und fettem Sound hatten die vier das Publikum umgehend in der Hand. Wie es sich für eine schweisstreibende Rockband gehört, scheute man sich nicht vor Publikumskontakt. So warf sich der Sänger ab und zu selbst mitten in die rockende Meute und jubelte dem Rest seiner Band zu.
Der Unterhaltungsfaktor ist bei Pablo Infernal genauso wichtig, wie treibender Rock. Wirklich klasse, was die vier hier vom Stapel liessen, sogar ein kleiner Moshpit entstand kurzzeitig. Als nach einer bizarren Ansage über Aliens und der Frage „Olten, do you want to rock?“ viel zu schnell der letzte Song angekündet wurde, drehten sowohl vor wie auf der Bühne wirklich alle durch.
Als letztes standen Delilahs’77 auf dem Programm, die bandeigene Coverband der legendären Delilahs. Mit ihren schnörkellosen Punkrock-Klassikern kamen die Vier bestens an. Das Publikum hatte inzwischen etwas viel intus, die feministischen Ansagen wurden deswegen weniger stark wahrgenommen, wie sie es verdient hätten, dafür wurde umso heftiger gefeiert.
Mit Hits der The Ramones, The Skids, X-Ray Spex oder The Clash hatten Delilahs’77 die angeheiterte Meute im Griff und es wurde munter gepogt und getanzt. Einen besseren Schluss für diesen lauten, wilden Konzertabend konnte man sich kaum wünschen. Das OltenAir hat alles richtig gemacht. Die Organisatior:innen haben anstatt klein beizugeben, kurzerhand eine coole Konzertreihe geschaffen, die uns wohlig warm durch den Winter bringen wird. Ich freue mich auf das nächste Mal, die Rock-Zukunft Oltens steht unter guten Sternen.