Czar Of Crickets Productions / VÖ: 10. September 2021 / Black Metal
holzerhurd.ch
Text: Michael Bohli
Agglonautischer Black Metal? Ja, das gibt es neuerdings. Gespielt von Holzerhurd aus Zürich und inspiriert von modernen Genrevertretern aus Amerika, ist die EP «An Rand» brutale Musik fernab der Wald-, Wiesen- und Gruftromantik des Ursprungs der Stilrichtung. Betonwüsten, Industriegebiete und die seelische Leere des Schweizer Mittellandes – in den vier Liedern wird die neue Menschenfeindlichkeit besungen, natürlich so unverständlich wie andere Bands und mit lauten Gitarrenwänden.
Der Titelsong holt die Saiten sofort nach vorne und leistet sich in fast sechs Minuten eine grosse Wirkung. Black Metal mit schwelgerischer Stimmung, das rasende Schlagzeug fällt fast nicht auf. «zrugg an rand / zrugg is affoltereland» wird geschrien, man begibt sich mit Holzerhurd in Richtung Einöde der kapitalistischen Gesellschaft. Die Klischees der extremen Metal-Art versuchen zwar, Band und Liedern für ihre Zwecke zu gewinnen, nach der Schlacht von «Im Orkus» gewinnt die Urbanität. Einhörner, Trolle und Schlangen haben keine Chance, «Chettehämp» verpufft ebenfalls in den Nebelschwaden.
Holzerhurd legen mit «An Rand» eine Veröffentlichung vor, die den Black Metal nicht ohne Augenzwinkern nach Zürich verlegt. Die Gruppe findet sich damit ab, dass Strassen, charakterlose Gebäude und Hochspannungsmasten das Bild bestimmen. Trotzdem suchen die Lieder einen Ausweg mit gewisser Poesie, im Keller gibt es nämlich ebenfalls «Schnee» und lauten Krach (wenn auch in dem Fall sauber produziert), sowie Freundschaft zwischen Musikern. Man darf gespannt sein, was das Quartett weiter fabrizieren wird.