Epitaph Records / VÖ: 24. September 2021 / Punk
themuslims.com
Text: David Spring
Irgendwie fühlt es sich falsch an, als weisser Cis-Mann über eine Band wie The Muslims zu schreiben und ihr neustes Werk – das gefühlvoll betitelte Album „Fuck These Fuckin Fascists“ – zu rezensieren. Es ist schwierig, sich in die Probleme und Missstände hineinzuversetzen, die einer queeren und muslimischen Punkband aus North Carolina tagtäglich widerfahren. Da begibt man sich schnell auf sehr dünnes Eis.
Dem Bandnamen und Albumtitel kann man bereits entnehmen, dass sich The Muslims nicht allzu sehr um Radio-Airplay scheren. Entsprechend wird das knirschende Radio-Sample, mit welchem der Opener „Hands Up, Don’t Shoot“ beginnt, kurzerhand von einem rasanten Punkbrett unterbrochen. The Muslims legen ohne Gnade los, spielerisch auf ziemlich hohem Niveau und mit dem Finger immer direkt da, wo’s wehtut. Inhaltlich nehmen die drei kein Blatt vor den Mund, Themen wie Polizeigewalt, Sexismus, Rassismus und der ewig währende Kampf gegen die vorherrschenden Systeme und Mechanismen, durch welche Minderheiten unterdrückt werden, werden schonungslos unter die Lupe genommen.
Ein besonders prägnantes Beispiel dafür ist der Song „Illegals“. Die Strophe beklag, wie sich illegale Einwanderer nicht anpassen, sich kriminell verhalten, die einheimische Kultur nicht schätzen etc., doch der Refrain zeigt dann, wer diese illegalen Einwanderer wirklich sind: „No one’s illegal but white people!“ Der Titeltrack wiederum lädt trotz der unglaublich wütenden Botschaft enorm zum Mitsingen und Durchdrehen ein. Es tut ach so gut, diese wütenden Worte lauthals rauszubrüllen.
Sei es ein modernes Punkbrett wie „Kill Your Masters“, ein wütender Mid-Tempo Rocker wie „IDGAF“ oder ein Song wie „Live Laugh Lead“, der von Old-School-Vibes nur so strotzt und somit gut auf einem Ramones oder The Damned-Album hätte sein können, The Muslims ziehen alle Register. Dass sie trotz all der harten Wahrheiten gleichwohl den Humor nicht verloren haben, zeigt das letzte Lied. Dieses trägt den wunderschönen Namen „John McCain’s Ghost Sneaks Into The White House And Tea Bags The President“ und die Band erkennt korrekt, dass traurige Tatsachen wie die Trump-Präsidentschaft eigentlich nur lachend verarbeitet werden können.
Nach nur 20 Minuten ist der Spass bereits vorbei. „Fuck These Fuckin Fascists“ hält, was man sich von einer so betitelten Platte verspricht: wütende, rasante Punksongs, ordentlich Attitüde, etwas Provokation und ganz viel Wahrheit. The Muslims sind bitter nötig, denn leider leben wir immer noch in einer Welt, in der sich Menschen, die nicht weiss, christlich, hetero und cis-männlich sind, einer viel harscheren Realität ausgesetzt finden als andere. The Muslims schreiben hervorragende Protestsongs, hinter denen sich viele Menschen unterschiedlichster Couleur wiederfinden können. Und genau das ist das Allerwichtigste, denn nur wenn die Community weiterhin zusammenhält, können sich die Dinge ändern.