Taxi Gauche Records / VÖ: 17. September 2021 / Rock’n’Roll
pabloinfernal.rocks
Text: Madeleine Fuhrer
Flower-Power-Album-Cover, vollblütiger Rock’n’Roll mit diversen Einflüssen als Inhalt. Das ist das frisch veröffentlichte, dritte Studioalbum des Schweizer High-Energy-Quartetts Pablo Infernal. Wie der Name verspricht, geht es auf dem aktuellen Werk der Zürcher höllisch ab.
Auf dem Cover ist das Gebäude abgebildet, in welchem das ganze Album entstand und live aufgenommen wurde. Nämlich das Gasthaus Grünwald, das als Kreativ-Oase für Kunstschaffende umfunktionierte alte Bahnhofshaus in Engelberg, bzw. „Mount Angeles“. Aus den Fenstern entfliehen entweder die geistigen Schöpfungen jedes Einzelnen Pablo Infernals oder aber die musikalischen Geister der Einflussgeber und Idole. Abgemischt ist das Werk von niemand Geringerem als dem fünffachen Grammy-Award-Gewinner Chris-Lord Alge aus Los Angeles (u. a. Aerosmith, Muse, Foo Fighters, Green Day) und von Bill Skibbe in Jack Whites Third Man Mastering Studio in Detroit feingeschliffen.
Da Pablo Infernal sich in der vergangenen Zeit sehr dem Beatles-Sound widmeten und einige der Alben zusammen durchspielten, ist der direkte Einfluss auf „Mount Angeles“ stark vertreten. Von Beginn an wird man von diesem Sog mitgenommen und durch das Album getragen. Fulminant geht es mit dem Rock’n’Roll-Gassenhauer „Champagne Killer“ los, gefolgt von „Bend Your Strings“. Ein guter Song, um den Hüftschwung wieder ins Leben zu rufen oder zu üben, sowie mit einem ausgelassenen Refrain. Auch „Danger Zone Intruder“ lädt nach einem altbewährten Rock’n’Roll-Gitarrenriff-Intro zum losgelösten Tanzen ein. Das dazwischen erklingende „Bbbbaby“ erinnert an Elvis Presley. In „Danger Zone Intruder“ ist sehr deutlich der progressive Einfluss zu vernehmen, durch die ruhige Bridge, bevor es gegen Ende wieder ausartet. Bei „Bbbbaby“ fallen die sanften Strophenteile auf, welche sich mit einem härteren Refrain abwechseln.
„Simple Things“ beruhigt die Gemüter und gibt Luft zum Durchatmen und Durchhängen. Der komplette Chill-Modus läutet „Sunshine“ ein, welcher die Hörer*innen auf einen Flower-Power-Trip mitnimmt. Stilistisch ähnlich geht es mit „Ancient Aliens“ weiter, bevor Pablo Infernal mit der Bitte nach Erlösung aufwecken und der progressive Einfluss wieder überhandnimmt. Ebenso in „Kung Fusion“, etwas weicher aber mit speziellem Beat unterlegt. „Past Present“ ist ein musikalisches Juwel, bei welchem man sich dem Sound hingeben und wirken lassen kann. Mitreissend ist es in jedem Fall. Abgeschlossen und konträr zum vorhergehenden „Past Present“, wirkt der letzte Song „Present Future“. Dieser strotzt in der ersten Hälfte vor Instrumenten und baut sich wunderbar auf, bevor er in einem musikalischen Bouquet aufgeht und mit einem Gitarrenriff ausklingt.
Mit „Mount Angeles“ liefern Pablo Infernal ein wunderbares Meisterwerk ihrer Kunst und ihres Stils ab, welches sich international nicht zu verstecken braucht, schon gar nicht vor den Einflussgebern und Idolen. Eine geschlagene Brücke zwischen jetzt und damals, mit den typischen Vocals, dem Gitarrensound und den Beats. Ein authentischer Klangteppich, welcher sich in einer wunderbaren Welle von druckvoll und laut zu einem ruhigen Mittelteil ändert, bevor es wieder steil nach oben geht. Einfach herrlich!