Band: At The Gates
Album: The Nightmare Of Being
Genre: Melodic Death Metal
Label: Century Media Records
VÖ: 2. Juli 2021
Webseite: atthegates.se
„Existence is pain“ beklagte der tragisch-komische Charakter Mr. Meeseeks aus der bekannten Trickfilmserie „Rick & Morty“. „Alles Leben ist Leiden“ meinte auch schon Arthur Schopenhauer. Und glaubt man dem amerikanischen Horror-Autoren und Philosophen Thomas Ligotti, so besteht sämtliche Existenz einzig und allein aus komplettem Unsinn. Ob alles ein schrecklicher Zufall ist oder tatsächlich aus einem kosmischen Grund passiert, weiss niemand. Aber: „the show must go on“. Tut es auch noch so weh, irgendwie schaffen wir Menschen es immer wieder, aus Leid und Elend etwas Positives mitzunehmen.
Zumindest die meisten von uns. Es gibt auch Menschen wie der bereits erwähnte Herr Ligotti, dessen Weltanschauung viel hoffnungsloser und trostloser wohl kaum sein könnte. Und dann sind da die Melodic-Death-Metal-Veteranen von At The Gates, die sich für ihr siebtes Studioalbum „The Nightmare Of Being“ das Oeuvre Ligottis zur Vorlage genommen haben, um ein düsteres, wenn nicht gar nihilistisches Konzeptalbum zu kreieren.
Themen wie Pessimismus und die scheinbare Sinnlosigkeit unseres Daseins passen denkbar gut in das Genre, für dessen Entstehen die Band aus Göteborg massgeblich mitverantwortlich war. Solch negative Inhalte bieten sich dafür an, düstere und aussichtslose Atmosphären zu kreieren. In den Händen einer illustren Gruppe wie At The Gates steigern sich die Erwartungen ins Unermessliche. Die fünf Schweden wissen zum Glück, wie man damit umzugehen hat und schrecken nicht davor zurück, sich ab und zu etwas weiter aus dem Fenster zu lehnen, um wahrlich Beängstigendes zu schaffen.
Die zehn Songs auf „The Nightmare Of Being“ zeugen von vorzüglichem Songwriting und einer mutigen Kreativität, wie man sie im Melodic Death Metal nicht oft findet. Brutale Anschläge auf die Gehörgänge wie „Spectre Of Extinction“, „The Paradox“ oder „The Abstract Enthroned“ werden zweifellos jeden Moshpit zum Kochen bringen. Doch es sind Songs wie das düstere, beinahe Spoken-Word-artige „Cosmic Pessimism“, das orchestrale „Touched By The White Hands Of Death“ oder das abgrundtief pessimistische Klangbild „Garden Of Cyrus“, eine progressive Tour de Force inklusive verstörendem Saxofon-Part, die das Album auf eine ganz andere Ebene heben.
Jeder Song bringt etwas anderes zu Tisch, das Endresultat ist das wohl abwechslungsreichste und unterhaltsamste Album in der illustren Karriere von At The Gates. Nach den 45 Minuten Spielzeit fühlt man sich erschöpft und erschlagen, der allgegenwärtige Pessimismus und die hoffnungslose Stimmung liegen merklich schwer auf dem Gemüt. Doch „The Nightmare Of Being“ ist so meisterhaft geschrieben, dass man sofort mehr davon will. Schlussendlich kann unser Dasein also gar nicht so sinnlos und albtraumhaft sein, denn solange wir Musik wie die von At The Gates haben, so lange wissen wir auch, dass nicht alles verloren ist.
Tracklist:
1. Spectre of Extinction
2. The Paradox
3. The Nightmare of Being
4. Garden of Cyrus
5. Touched by the White Hands of Death
6. The Fall into Time
7. Cult of Salvation
8. The Abstract Enthroned
9. Cosmic Pessimism
10. Eternal Winter of Reason
Bandmitglieder:
Tomas Lindberg Redant – Gesang
Martin Larsson – Gitarre
Jonas Stålhammar – Gitarre
Jonas Björler – Bass
Adrian Erlandsson – Schlagzeug
Gründung:
1990
Text: David Spring