Band: Bitume
Album: Die Entscheidung
Genre: Punkrock
Label: Rookie Records
VÖ: 25. Juni 2021
Webseite: bitume.de
„Wir haben uns entschieden, nur noch positiv zu denken und keine Energie mehr an was Schlechtes zu verschenken.“ So klingt es 2021 aus dem Hause Bitume, dieser netten Punkrocktruppe aus Oldenburg, die seit über 20 Jahren auf Achse und doch nicht so bekannt ist, wie sie es sein sollte. Mit „Die Entscheidung“ erscheint ihr bereits neuntes Album mit elf Songs voller tiefgründiger Beobachtungen, angemessener Wut und erfrischend viel Positivität.
Los geht es mit „D21“, einer furiosen Abrechnung mit der eigenen Heimat und dem anhaltenden Rechtsruck. Ein ordentliches Brett mit unmissverständlichem Text, das alle, die melodiösen, deutschsprachigen Punkrock à la Die Toten Hosen, Radio Havanna oder Pascow lieben, sofort zu Hause abholt. Das „Protestlied“, aus welchem das Zitat oben stammt, ist ein Paradebeispiel dafür, was Bitume alles draufhaben. Der Text ist positiv und eingänglich, der Sound und die Produktion fett und druckvoll. Hier zeigt sich, wie grossartig die Band rasanten Punkrock mit genialen Melodien vermischt, all die mehrstimmigen Chöre und Gitarrenspuren erinnern oft an die Meister von Bad Religion.
Wie es sich für eine Deutschpunk-Band gehört, darf eine Lobeshymne auf die Szene nicht fehlen: Auf „Die Entscheidung“ lautet der sympathische Song „Applaus Für Den Punk“. Doch trotz all der Positivität, die Bitume versprühen, geht es natürlich nicht ohne System- und Sozialkritik. „Antisozialkompetenz“ ist eine unmissverständliche Abhandlung mit allen Klimakatastrophe-leugnenden, AFD-schönredenden und Verschwörungstheorien-schwurbelnden Arschlöchern der Gesellschaft.
Der zweite Teil des Albums ist nachdenklicher. „Das Gedicht“, „Der Abzählreim“ und „Das ICH Spricht“ sind bedeutend introspektiver und zeigen Bitume in einem verletzlicheren Gewand. Die Texte sind vermehrt philosophisch angehaucht, wobei die Musik nach wie vor voll abdrückt. Die Mischung aus fettem Punkrock und intelligenten, nachdenklichen Texten funktioniert gut und zeigt, was für starke Songwriter die Vier sind.
Das fulminante Ende macht „Gott Ist Tot“. Mit dem Nietzsche-Zitat kommt nicht nur der lyrische Höhepunkt des Albums, mit fast sechs Minuten Spielzeit steht der brachiale Mid-Tempo-Song auch musikalisch eher links aussen. „Gott als Synonym für Umwelt und Natur, der Mensch als Synonym für Zerstörung pur“ – da gibt es tatsächlich einen waschechten Gänsehautmoment. Wahrlich ein herausragendes Stück.
Bitume hätten es zweifellos verdient, in den obersten Ligen des Punkrocks zu spielen. Die hochkarätigen Texte, die geile Produktion und die positive und sympathische Art der vier Herren überzeugt mit jedem Song. „Die Entscheidung“ ist von der ersten bis zur letzten Sekunde richtig gut. Um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: „Ein Applaus für all die Jahre, ein Applaus für die Musik“.
Tracklist:
1. D21
2. Die Entscheidung
3. Protestlied
4. Applaus Für Den Punk
5. Antisozialkompetenz
6. Los Lauf!
7. Alte Liebe – Altes Kleid
8. Das Gedicht
9. Der Abzählreim
10. Das ICH Spricht
11. Gott Ist Tot!
Bandmitglieder:
Christian Maasland – Gesang und Gitarre
Philip Cordes-Berszinn – Gitarre
Uwe Timmermann – Bass
Tristan Pargmann – Schlagzeug
Gründung:
2000
Text: David Spring