Band: Vaire
Album: Introspecció
Genre: Rock / Punk
Label: Thornado Music
VÖ: 23. April 2021
Webseite: Facebook
Wir alle verbringen momentan mehr Zeit damit in unser Inneres zu blicken, als uns lieb ist. Selbst wenn etwas Selbstbeobachtung grundsätzlich nichts Schlechtes ist. Mit diesem Gedanken traten die Rocker von Vaire aus Valencia ihren ersten Gang ins Studio an, um ihr Debut-Album „Introspecció“ aufzunehmen.
Es entstanden sieben Songs, die nicht nur diese relativ unbekannte Band lautstark in die Gehörgänge vieler Fans der härteren Musik befördern werden, sondern zeigen, wie fantastisch Spanisch und Katalanisch für Rocksongs geeignet ist. Mein Schulspanisch lässt mich zwar weitestgehend im Stich, aber sobald Sänger David Nadal im Opener „El Teu Niu“ zur ersten Zeile ansetzt, bin ich in seinem Bann. Von der schwerelosen Gitarrenmelodie über den Refrain und den fetten Breakdown, bis hin zu Nadals beachtlich abwechslungsreichen Stimme wird hier alles aufgefahren.
Auf dieses Brett folgt „Adrenalina“. Getreu dem Titel ist der Song rastlos und voller Höhen und Tiefen, auf ein fettes Riff zum Headbangen folgt eine intime Passage Sprechgesang, ein höchst-melodiöser Refrain und ein Nackenbrecher-Riff allerfeinster Sorte. Und ja, Sprechgesang. Vaire haben den mutigen Schritt gewagt, Einflüsse aus der Hip-Hop-Welt in ihren Sound einzubauen. Wir sind meilenweit von irgendwelchen NuMetal-Spielchen entfernt, die Rechnung geht auf. Bestes Beispiel dafür ist der vorletzte Song „Agonies D’Un Poeta“, in welchem die Rap-Einlagen Überhand nehmen und dem Song eine fantastische Dynamik verleihen.
Vielleicht liegt es an der Sprache: Man wünscht sich, zu verstehen, was die vier Jungs hier erzählen. Die Musik ist voller Abwechslung, Emotion und Leidenschaft, dass man sich schwerlich vorstellen kann, die Texte seien gehaltlos. „Odissees“ klingt positiv und erhaben, Melodie und Härte in perfekter Balance. „Voodoo“ wiederum taucht ab und zu gen Hardcore ab und löst bei mir Nostalgie-Gefühle aus, erinnern mich Vaire stellenweise an die baskischen Post-Hardcore-Helden von Berri Txarrak.
Es zeigt sich einmal mehr, geile Musik ist geile Musik, egal ob man die Sprache versteht oder nicht. Musik verbindet über sämtliche Grenzen hinweg. Vaire haben mich komplett überzeugt, die nicht einmal 30 Minuten vergehen viel zu schnell. „Introspecció“ ist ein starkes Opening Statement für eine Band, die erst seit ein paar Jahren existiert. Es bleibt zu hoffen, dass die Jungs bald den Weg in unsere Gefilde finden werden, um uns einzuheizen.
Tracklist:
1. El Teu Nui
2. Adrenalina
3. Odissees
4. Voodoo
5. Espurnes De L’Ocàs
6. Agonies D’Un Poeta
7. Autodestrucció
Bandmitglieder:
David Nadal – Gesang
Christian Collado – Gitarre
Sergi Ribes – Bass
Josep Puigcerver – Schlagzeug
Gründung:
2019
Text: David Spring