2. Oktober 2020
Mühle Hunziken – Rubigen
Bands: The Moorings / The Galway Hookers
Schon sehr habe ich mich an das „New Normal“ gewohnt, in dem es kaum mehr Konzerte gibt und Freitagabende zu Hause auf der Couch verbracht werden, dass ich es kaum glauben konnte, als ich mich in einem Konzertlokal wiederfand. In der Mühle Hunziken, um genau zu sein, denn traten die Irish-Folk-Punks von The Moorings aus Sélestat in Frankreich auf. Dafür kann man sich dann durchaus mal vom Wohnzimmer wegreissen.
In der Mühle angekommen, begrüssten uns die freundlichen Jungs der Galway Hookers aus Solothurn. Das akustische Irish-Folk-Duo hatte sich kurzerhand im Garten der Mühle aufgebaut, wo sie die, auf den Einlass wartenden Besucher*innen bespielten. Auf Grund des Schutzkonzeptes und einiger technischer Schwierigkeiten dauerte die Ticketkontrolle länger als gewohnt, dafür konnten wir uns umso mehr über die talentierten Herren erfreuen. Mit zwei Gitarren, Mandoline und einer Thin Whistle bewaffnet, gaben sie Songs wie „Rose Tattoo“, „Drunken Lullabies“ und „Cigarettes, Whiskey and Wild, Wild Women“ zum Besten. Es war etwas schade, dass viele der Anwesenden entweder nach dem Einlass gleich drinnen blieben oder auch draussen mehr dem Rauchen und Quatschen frönten als der Musik. Auf angenehme irische Musik wurden wir aber bestens eingestimmt, die Galway Hookers sorgten für tolle Stimmung und ordentliche Trinklaune.
Nicht viel später ging es drinnen richtig los. Fühlte es sich zwar ungewohnt an, mit Maske an einem Konzert zu stehen, war die Atmosphäre von Beginn an super. Nach einer sehr herzlichen Ansage durch einen Mitarbeiter der Mühle, betraten die fünf gutgelaunten Franzosen die Bühne. Der nicht zu harte, dafür umso fröhlichere Irish Punk, dem sich The Moorings verschrieben haben, schlug sofort ein und es kam Bewegung auf. Der Sound war prima, nur die Gitarre etwas leise, dafür kamen Banjo und Akkordeon umso besser zur Geltung und das sehr gemischte Publikum hatte tierisch Spass.
Eines der Highlights war, als Sänger Phil uns ein französisches Lied ankündigte, ein Cover von Jacques Brels „Dans Le Port d’Amsterdam“, welches nur mit Akkordeon und Gesang begann und sich immer mehr steigerte. Wer braucht schon Irish Folk wenn man French Folk haben kann? Beim folgenden „Dancy Cargo Hold’s Dance“ wurden wir alle zum Tanz aufgefordert und nach einer tollen musikalischen Huldigung an den Sea-Shepherd-Kapitän Paul Watson gab es dann nach etwa einer Stunde erstmal eine wohlverdiente Pause, um etwas Luft zu schnappen.
Mit dem glorreichen „Whiskey In The Jar“ und einer sehr unerwarteten Coverversion von „Bro Hymn“ von Pennywise waren die munteren Franzosen nach Kurzem wieder zurück. Die Leute in der Mühle Hunziken wurden fantastisch unterhalten und zu fortgeschrittener Stunde wurde immer ausgelassener gefeiert. Es tat unglaublich gut, endlich mal wieder an einem Livekonzert zu sein, die Energie und Stimmung waren unvergleichlich.
Mit dem wunderschönen „Wild Rover“ waren wir am Ende angelangt, doch gab es mit dem passend betitelten „Encore“ natürlich noch eine Zugabe. Zum Schluss hatten The Moorings einen letzten Trumpf im Ärmel und zum Amüsement aller gaben sie Hans Albers „Auf Der Reeperbahn Nachts Um Halb Eins“ zum Besten. The Moorings haben uns gezeigt, dass es trotz Pandemie möglich ist, eine gute Zeit zu Erleben und ordentlich zu Feiern. Mit viel Humor, Talent und fantastischen Songs bewiesen sie, dass Livemusik die beste Freizeitbeschäftigung ist.
Setlist [Quelle: Band]
1. YOLO
2. Mermaid’s Jig
3. Gin’s My Sin
4. Broken Hearted Man
5. Away From Home
6. Another Drinking Wound
7. Dans Le Port d’Amsterdam
8. Ice Cold Jar Of Whiskey
9. The Dancy Cargo Hold’s Dance
10. Captain Watson’s Gang
11. Whiskey In The Jar
12. Bro Hymn
13. United We Stand
14. Nothing’s Going My Way
15. Sailor Jerry
16. Wild Rover
17. Friendship
Zugaben
18. Encore
19. Auf Der Reeperbahn Nachts Um Halb Eins
Text: David Spring