Band: Annie Taylor
Album: Sweet Mortality
Genre: Alternative Rock / Grunge
Label: Taxi Gauche Records
VÖ: 4. September 2020
Webseite: Annie Taylor bei FB
Annie Taylor sind eine dieser Bands, die man einmal hört und dann nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Die vier Zürcher*innen schafften es in ihrer jungen Karriere bereits, eine Nische für sich zu finden – mal psychedelisch, mal poppig, mal heavy und dies stets mit ihrem eigenen Touch und Stil. Seit 2016 unterwegs, steht nach etlichen Singles und der letztjährigen EP „Not Yours!“ endlich das langersehnte Debütalbum des Quartetts in den Startlöchern.
Das Werk hört auf den schönen Namen „Sweet Mortality“ und umfasst zwölf Songs, auf denen die vier alle Register ziehen. Mit „Drive“ geht es ungebremst los. Fuzzige Riffs, Gini Jungis charmante Stimme und grosse Melodien machen sofort klar, dass hier eine talentierte, begnadete Band am Start ist. Annie Taylor hatten immer schon ein besonderes Gespür für eingängige Songs mit viel Gefühl und Charakter, auf ihrem ersten Longplayer haben sie all diese Qualitäten noch stärker gebündelt. Stücke wie „Telephone“, „Smoking Teenage Girl“ oder „She Loves You No More“ treiben unentwegt nach vorne, die Grunge- und Stoner-Einflüsse grossgeschrieben. „Smokes“ wiederum gibt sich sexy und gelassener, man fühlt sich in eine rauchige Bar versetzt, wo man mit einem guten Glas Whiskey in der Hand dem Treiben der hoffnungslosen Romantiker an der Theke zuschaut.
Manchmal darf es auch etwas gemächlicher sein, „Where The Grass Is Greener“ und „A Thousand Times“ zeigt sich die Band von ihrer nicht ganz so intensiven Seite. Während ersteres mit einigen psychedelischen Einflüssen mit dem Country liebäugelt, entpuppt sich letzterer als astreine Pop-Rock-Nummer mit wunderschöner Melodie, einem epischen Refrain und vielen Gefühlen. Und schlussendlich darf natürlich auch der Teufel nicht fehlen. Das brachiale „Lucy“ stampft und tobt, als ob der Gehörnte selbst die Zügel in der Hand halten würde. Jungi fragt flehend, „Satan, I want to marry you, do you want to marry me too?“, bevor sie ihm im sphärisch psychedelischen Mittelteil komplett ihre Seele verkauft. Ein grossartiges Lied, bei welchem Annie Taylor ihre härtere, dunklere Seite vollends ausleben. Vor allem aber zeigen sie einmal mehr ihre beeindruckenden Songwriting-Skills und das erwähnte Händchen für eingängige und abwechslungsreiche Melodien.
Annie Taylor sind sich ihrer Stärken bis ganz zum Schluss bewusst. Das abschliessende „The Fool“ mäandriert und schleicht sich unentwegt in die Gehörgänge, zurückhaltend und gleichzeitig verspielt, mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Kein typischer Album-Closer, doch fasst das Stück die Band dadurch umso effektiver zusammen. „Sweet Mortality“ ist rundum gelungen und zeigt die Band so stark, kreativ und vollendet, wie noch nie. Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt und Annie Taylor spielen sich mit diesem grossartigen Erstlingswerk weit nach oben in die Ränge der einheimischen Rockmusik.
Tracklist:
1. Drive
2. Telephone
3. She Loves You No More
4. Smokes
5. Where The Grass Is Greener
6. A Thousand Times
7. Made Up My Mind
8. Smoking Teenage Girl
9. 17 Days
10. Lucy
11. Words
12. The Fool
Bandmitglieder:
Gini Jungi – Gitarre und Gesang
Michael Mutter – Bass
Jan Winkler – Schlagzeug
Tobi Arn – Gitarre
Gründung:
2016
Text: David Spring