11. Juli 2020
Wirtschaft zum Transit – Zürich
Bands: Tesla Death Ray / Temple Solaire
Ein Song von Temple Solaire genügte und die Gewitterwolken rissen auf, goldner Sonnenschein ergoss sich in den charmanten Garten des Transit, der Oase mitten im Industrie-Nirgendwo. Kein Wunder haben die Solartempler beachtliche Kräfte, sie sind ein grosses Rudel: Lorenzo Contin, Raffael Burri, Ben Geiser, Epa Schmid, Vincenzo Restuccio und Giovanni Capineri.
Es waren mehr Leute gekommen wie erwartet – dank viel Platz an der frischen Luft kein Grund zur Sorge. Niemand wollte sich die in diesen Zeiten raren psychedelischen Delikatessen der zwei Zürcher Bands aus dem Taxi Gauche Kollektiv entgehen lassen. Viele Freunde und Bekannte trafen sich, Bier floss in ansehnlichen Mengen. Temple Solaire erfüllten die hohen Erwartungen, liessen ihre drei Gitarren flirren und schrummen und zauberten wie eine sanfte Naturgewalt Glitzereffekte in die feuchte Sommerluft. Mit ihren vielschichtigen, psychedelischen Klanggebilden, süss-dreckigen Garage-Beats und mehrstimmigem Gesang linderten sie den brennenden Musikdurst der Crowd. Doch gestillt war er noch lange nicht.
Mit Tesla Death Ray ging der Trip durch glimmende Sternennebel und über funkelnde Partikelwolken weiter. Tesla Death Ray mischten psychedelischen Rock teils mit einem Hauch Americana, manchmal mit einer Prise Blues, und erfreuten das Volk. Mit den beiden Männern an der Front, Claudio Amoroso und Mono Rocketaro, bin ich quasi aufgewachsen. Als Teenager entdeckte ich mit ihnen Musik und schlug mir die Nächte um die Ohren. Trotz seiner musikalischen Blutsverwandschaft mit Claudio kam Mono erst vor zwei Jahren zu Tesla Death Ray. Die beiden passen nicht nur als Freunde, sondern auch als Musiker ausgezeichnet zusammen. Bassist Max Talmon-Gros und Schlagzeuger Milan Schilling machen die Bande zu einem stimmigen Ganzen.
Bei den ersten zwei Songs habe er sich noch etwas angerostet gefühlt, sagte Claudio, doch dann kam die Band in den Flow und hätte am liebsten nicht mehr aufgehört. Sie spielten Songs vom Album “Verveine Illusion”, etwa “Artificial Fog”, der unschuldig anfängt, um dann in klassischer Indie-Manier voll reinzuhauen. Auch die neuen Songs, die Ende Jahr oder anfangs 2021 auf dem zweiten Album veröffentlicht werden, lassen Grosses erwarten. Das Publikum liebte Tesla Death Ray, tanzte und genoss den lauen Abend. Und zum Schluss hüpfte Vincenzo, ein Gitarrist von Temple Solaire, mit dem Schellenring auf die Bühne.
Schon bei Normalbetrieb wäre es ein absolut gelungener Anlass gewesen. Dass man nicht sicher sein kann, ob es demnächst wieder ähnliche Events geben darf, machte ihn noch kostbarer.
Text: Nicole Müller
Fotos Tesla Death Ray: Sascha Greuter