Band: Naglfar
Album: Cerecloth
Genre: Black Metal
Label: Century Media Records
VÖ: 8. Mai 2020
Webseite: Naglfar.net
Seit den Anfängen der Neunzigerjahre, die für den nordischen Black Metal bekanntlich die aufgehende Dämmerung einer goldenen Zeit bedeutete, reiten Naglfar nicht nur mit der Welle, sondern prägen die Schwarzmetall-Szene mit ihrem Zutun auch produktiv mit.
Trotz den satten acht Jahren Werkelzeit ist aus dem neuen Output „Cerecloth“ aber wieder „nur“ ein genretypisches Naglfar-Album „As Usual“ geworden, hört man die Klagerufe einiger mutmasslich sehr ambitionierter Musiker. Aber man kann es schliesslich niemandem recht machen. Wird von bestimmten Lagern mit Steinen nach einer Band geworfen, nur weil sie sich von Album zu Album wiederholen, sind es vermutlich dieselben Leute, die, wenn eine Band dann doch mal etwas herumzuexperimentieren versucht, klagen, dass besagte Band nicht mehr nach früher klingt.
Nun haben Naglfar halt eben zum Leidwesen vieler Meckerer wieder mal ein hochqualitatives Black Metal-Album abgeliefert, wie man es von den Schweden seit nunmehr achtundzwanzig Jahren gewohnt ist.
Nun: Wem es nicht passt, wenn die schwedische Kreissäge erneut butterweich durchs Gehölz rotiert und dabei seine melodiereichen wie unheiligen Black Metal-Litaneien vor sich hin schnurrt, soll alle seine Judas Priest, Destruction, AC/DC-Platten (die Liste könnte hier unendlich weitergeführt werden), auf die er bestimmt Stein und Bein schwört, die besten Alben der Welt zu sein, verschenken, oder noch einfacher: weghören.
Man kann „Cerecloth“ wirklich nichts schwerwiegend-negatives anhaften. Wer aber selbiges in den Wiederholungstaten von Naglfar sucht, hat ganz einfach nicht verstanden, worum es im Metal geht. In den Kuttenträger- und Kuttenträgerinnen dieser Welt, in denen echter Stahl durch die Adern fliesst, zählt nur das Eine: Das Gefühl. Jenes Gefühl, das Naglfar auf „Cerecloth“ zweifelsohne gut zu portieren verstehen.
Man kann das Album mögen oder nicht. Aber nur weil man eine Band aufgrund ihrer Wiederholungstaten mit dem Finger der „fehlenden Inspiration“ abstraft, heisst das noch lange nicht, dass das Album per se schlecht sein muss.
Vielleicht bin ich heute mit dem falschen Bein aufgestanden und etwas miesepetrig drauf. Aber wenn ich manchmal im World Wide Web von den Entrüstungen vermeintlicher Szenengängern lese, krieg ich einen echt dicken Hals. Jene Leute sollten sich mal eingehend mit der Materie befassen. Wer nicht komplett festgefahren ist, müsste irgendwann bemerken, wie reichhaltig die Metal-Welt bestückt ist. Es gibt so unendlich viele Ausweichmöglichkeiten, da ist bestimmt für jeden was dabei, wenn er sich denn ernsthaft dafür interessiert. Aber eben genau da liegt meistens der Hund begraben.
…was mich wieder zurück zu «Cerecloth» bringt, dass zu Deutsch etwa so viel wie „Leichentuch“ bedeutet.
Wer also auf qualitativ hochpolierten Black Metal wettet und sich, nun ja, gern auf der sicheren Seite wähnt, setzt bei „Cerecloth» ganz klar auf das richtige Pferd.
Tracklist:
1. Cerecloth
2. Horns
3. Like Poison For The Soul
4. Vortex Of Negativity
5. Cry Of The Serafim
6. The Dagger In Creation
7. A Sanguine Tide Unleashed
8. Necronaut
9. Last Breath Of Yggdrasil
Bandmitglieder:
Kristoffer W. Olivius – Gesang
Marcus E. Norman – Gitarre
Andreas Nilsson – Gitarre
Gründung:
1993
Text: Pink