3 Tage, 3 Berichte, 3 Höhenflüge
Freitag, 26. August 2011
Bands: Apocalyptica / The Darkness / Eluveitie
Bevor der zehntägige Hitzeschmaus sein Ende fand, begaben sich an den diesjährigen Winterthurer Musikfestwochen The Darkness auf die Bühne. Die Glamrocker sorgten für eine gute Stimmung, mischten sich ab und an unters Publikum, das sich wiederum sichtlich vergnügt zeigte. Der Festivalabend war zu dieser Zeit schon ein wahres Fest, obgleich die Hauptakteure, Apocalyptica, noch nicht einen Cellostreich vorgetragen haben. Just zur wettertechnischen Apokalypse eroberte dann das Finnen-Trio die Bretter, die für uns alle die Welt bedeuten. Eine doch atmosphärische Bühnenlichtshow ummantelte die Cello’sche Streichgeilheit.
Ohne sich jeweils gross in Ansprachen oder seichten Zwischenrufen zu verlieren, präsentierten Apocalyptica eine eindrückliche Performance. Diese stürmte immer dann einem Höhepunkt entgegen, wenn Metallica-Covers feilgeboten wurden. Irgendwie ist das nicht erstaunlich, immerhin wurden Apocalyptica damit (welt-)berühmt. Allerdings wird es mit der Zeit auch ein bisserl öde oder anders ausgedrückt: Täte das Programm von Apocalyptica ausschliesslich auf Eigenkompositionen fussen, wäre der Gig durchschnittlich bis sogar langweilig. An dem Fakt ändert auch die strikte Rollenverteilung (Schauspiel!) nichts.
Während dem der Kleinste unter ihnen mit den kürzesten Haaren clownesk herumturnte und eine Mischung aus Harlekin sowie Rumpelstilz abgab, präsentierte sich der Grösste als Fels in der Brandung, als eichenharter Frontmann, der in so typischer Manier den Nordländer spiegelte, der leicht scheu mit dem Publikum interagierte. Der dritte im Bunde war der Virtuose, der Verspielte, der Extravagante. Er zwang sich nie auf und wenn er mal im Scheinwerferlicht stand, dann betörte er gekonnt.
Alles in allem hätten Apocalyptica für mehr Furore sorgen können. Sowohl die meteorologische Stimmung als auch jene des Publikums waren eine ideale Voraussetzung für den aussergewöhnlichen Auftritt, der schliesslich unter den Erwartungen geblieben ist. Dieser war selbstverständlich nicht schlecht, jedoch kam er nur selten über das obere Mittelmass hinaus. Gerade von einer Band, die das Kunststück fertig bringt, Liedern von Bands wie Rammstein, Sepultura, David Bowie und eben Metallica (einwandfrei) zu covern, darf mehr erwartet werden. Apocalyptica können sogar von sich – mit Stolz – behaupten, mit Dave Lombardo (Slayer), Nina Hagen und Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) zusammengearbeitet zu haben.
Auf das nächste, dann hoffentlich betörende Mal!
Geschrieben von: Cyril Schicker
Bilder: Nicole Imhof
Samstag, 27. August 2011
Bands: Archive / Absynthe Minded / dEUS
Archive bringen Winterthur zum Toben!
Schon als Absynthe Minded die Bühne an diesem endlich etwas kühleren Abend betraten, war die Steinberggasse gut mit Zuschauern gefüllt. Mit ihrem ehrer ruhigen Sound stimmten sie das Publikum langsam ein.
Auch dEUS liessen es erst ruhig angehen, bevor der Sound dann rockig und unverfälscht durch die Gasse fegte. Worauf aber alle warteten: Archive.
Darius Keeler und Daniel Griffith schlichen schon vor ihrer Show, beinahe unerkannt durch die Gäste und liessen es sich nicht nehmen, die Shows der Vorbands mitanzusehen. Endlich lichtete sich der Vorhang, der den hinteren Teil der Bühne noch verbarg, und der Blick auf die Plätze des Orchesters wurde frei gegeben. Dass dies ein aussergewöhnlicher Event werden würde, wussten wir ja. Aber als das Synphonie Orchester Camerata zum Intro für „Controlling Crowds“ ansetzte dürfte die Gänsehaut bis in die letzten Reihen garantiert gewesen sein.
In gewohnter Manier betraten die Londoner einer nach dem anderen die Bühne und lösten damit schon Begeisterungsstürme aus. Der Sound war so gewaltig, dass beim zweiten Stück „Fuck U“ sogar die Fotografen einen Moment die Kameras sinken liessen (nicht zuletzt, wegen undurchdringbarem Nebel). Darius Keeler, vollends in seinem Element, was an seinem schwingenden Arm zu erkennen war, dirigierte seine Musiker auf seine ganz eigene Art und Weise. Die Steinberggasse, gefüllt bis zum letzten Platz, feierte die gestandenen Musiker euphorisch.
Als dann das Intro zu „Again“ von der Bühne klang, wurde der Gänsehaut-Faktor nochmals um einiges erhöht und jedes Wort wurde mitgesungen. Elektrobeats und unterschiedliche Rhythmen, die sich mit den sechs Hauptakteuren, zu einem geschmeidigen Ganzen wandelten. Es schien, als ob jeder sein ganz eigenes Ding machen würde, und dennoch ergab es ein Einziges, das einem einfach den Atem raubte. Archive inszenieren die Musik und sich selbst. Das schönste Stück, welches wir an dem Abend erleben durften!
Leider ohne Zugabe, weil es schon fast Mitternacht war, verliessen sie die Bühne, begleitet von tosendem Applaus (wir hätten ja noch Stunden gekonnt) 🙂
Geschrieben von: Patricia Krapf
Bilder von: Matthias Hoffmann
Sonntag, 28. August 2011
Bands: Simple Minds
Simple Minds – Celebrate in Winterthur!
Ein milder Sonntag wurde zu meinem 13. Simple Minds Day. Die Steinberggasse in der Altstadt von Winterthur war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir standen circa 20 Meter vor der Bühne und warteten gespannt auf den Auftritt der schottischen Band. Der erste Song hiess “Waterfront“ und gleich hatte die sympathische Gruppe die Zuschauer im Griff. Es war schon unglaublich was für eine Energie von der Bühne aus ging, die Band hatte trotz mehr als 30 Jahre Bühnenerfahrung nichts von ihrer Spielfreude verloren. Nicht nur die jüngere Generation der Fans kam auf ihre Kosten, auch die Ältere, die über Dekaden der Band die Treue hielt, wurde verwöhnt.
„Love Song“ machte mir schon sehr Freude, aber der Höhepunkt des Set war für mich “Celebrate“: Weil ich die Nummer a) noch nie live gehört hatte und b) die gespielte Version klang so unglaublich cool, dass ich Hühnerhaut bekam! Auch der Sound und die Lichtshow entsprachen dem Simple Minds Standard und waren erste Sahne. Verblüfft war ich, als Jim Kerr (Sänger) “Belfast Child“ anstimmte, er hatte immer noch eine fantastische Stimme und eine aussergewöhnliche Ausstrahlung. Bei “Someone Somewhere In Summertime“ gefiel mir die fette Bassline, die sehr nahe an das Original aus dem Jahre 1982 heran kam.
Natürlich zelebrierten die Zuschauer “Don’t You (Forget About Me)“ und sangen dabei laut mit. Mit einem Lächeln auf den Gesichtern nahm die Band, die Huldigung der Fans entgegen. Als letzter Song vor der Zugabe spielten sie einer meiner Favoriten: “New Gold Dream (81,82,83,84) “… es war ein wunderbares Erlebnis, diese Hymne wieder mal live erleben zu dürfen. Als Zugabe wurde “Alive And Kicking“ gespielt, was die Zuschauer nochmals zum Mitsingen anspornte. Unter tosendem Applaus verliess die Kultband die Bühne.
Mir hatte das Konzert in Winterthur besser gefallen, wie das vor zwei Jahren in Basel. Ich bin auf neues Material der Band gespannt und hoffe es gibt dann einen weiteren Simple Minds Day. 😉
Geschrieben von: JHG Shark
Off. Webseite: Winterthur