18. – 29. August 2010
Winterthur (CH)
Website: musikfestwochen
Samstag, 28. August
Der Samstag war nicht gefeit vor Wetterkapriolen, doch genau zur richtigen Zeit präsentierte sich die Sonne – relativ beständig. Dies trug mitunter zur fröhlichen Stimmung bei, obschon die Hauptverantwortung natürlich bei Black Rebel Motorcycle Club und The Eels lag. Allesamt überzeugten durchs Band.
Die Chartstürmer aus San Francisco, Black Rebel Motorcycle Club, schienen sowieso leichtes Spiel zu haben. Ihnen wurden unerwartet viele Vorschusslorbeeren zuteil. The Eels hatte es da schon schwieriger, gelten sie doch live als unberechenbar und launisch. Die US-Formation um Sänger „E“ (Mark Oliver Everett) zeigte sich allerdings gleich von Beginn weg in bester (Spiel-)Laune und entzückte ungemein.
Ohne genau sagen zu können, wieso, aber beide Bands passten wunderbar zu den Winterthurer Musikfestwochen. Und, das gilt es auch zu erwähnen, trotz Ausverkauf-Status funktionierte die Organisation problemlos, weshalb man ohne Wimpernzucken von einem zweimalfeinen Abend reden kann.
Sonntag, 29. August
Und schon wieder ein herrlicher Tag, der, abgesehen von den zwei Regentropfen, knapp noch als spätsommerlich durchging. Der letzte Tag der Musikfestwochen war zwar nicht ausverkauft und trotzdem luden hochkarätige Bands wie die Schweizer Elektropioniere The Young Gods, die hochgejubelten White Lies sowie die Amerikaner Blue October zum Schlussakt.
Blue October mögen in ihrer Heimat eine riesen Nummer sein und spielen dort in den grössten Hallen. Dieser Trend ist jedoch für einmal nicht bis zu uns rüber geschwappt, was meiner Meinung nach auch berechtigt ist. Solide und US-typisch tadellos perfektionistisch produziert, gemischt und live vorgetragen, mögen sie mich trotz allem nicht vollauf überzeugen. Zu pathetisch und übertrieben kitschig, vielleicht auch einfach popig genannt. Egal, dem Publikum und vereinzelten Fans hat es trotzdem gefallen.
Mein persönliches Highlight folgte dann mit den Young Gods. Die Genfer Elektro-Tüftler haben auch nach all den Jahren nichts von ihrer Spielliebe und Energie verloren. Respekt und immer wieder ein Genuss für Augen und Ohren.
Den definitiven Schlusspunkt setzten White Lies unfulminant, aber mit grossem Können. Etwas träge und reglos vorgetragen, vielleicht lag es einfach am Sonntag oder es gehört zum aktuellen Understatement dazu. Mir hätte etwas mehr „Leben“ auf der Bühne besser gefallen, doch da scheinen sich die Geister zu scheiden. Einfach Augen zu und Lauschen hätte wohl besser gepasst.
Alles in allem, die Winterthurer Musikfestwochen begeisterten wieder einmal und bewiesen, dass sie in Punkto Charme und Professionalität kaum zu überbieten sind. Deshalb alle Jahre wieder ein Festival deluxe.
Samstags-Redakteur: Cyril Schicker
Sonntags-Redakteurin: Nicole Imhof