Datum: 21. Oktober 2014
Ort: Salzhaus – Winterthur
Bands: Saint Vitus / Orange Goblin
Es war wieder soweit. Der jährliche Besuch von Saint Vitus in Winterthur fand statt. Im Rahmen einer Jubiläumstour zum 35-jährigen Bestehen der Band, war die ehrenwerte Doom-Gemeinde in die Hallen des Salzhauses eingeladen, den legendären SlowMo Hymnen zu lauschen. Mit Orange Goblin hatte man zudem namhaften Support dabei.
Das Salzhaus war bereits recht gut gefüllt, als Orange Goblin nach einem kurzem Soundcheck so gegen halb neun mit „Scorpionica“ loslegten. Fronthüne Ben Ward ist natürlich der Blickfang der Band schlechthin. Ein extrem sympathisch wirkender Riese, der das Publikum sofort auf seine Seite zieht.
Präsentiert wurde ein Querschnitt der letzten drei Alben. Natürlich lag der Fokus dabei auf Stücken des aktuellen Longplayers „Back From The Abyss“. Nummern wie das bluesige „Into The Arms Of Morpheus“ oder „Devil’s Whip“ (Motörhead lässt grüßen) wurden gut abgefeiert und auch sonst sorgten die Londoner mit ihrem erdigen Heavy-Stoner-Metal für recht gute Stimmung. Trotz aller Sympathie für die Truppe wirkt für mich persönlich ein Großteil der Songs aber eher belanglos. Man hat diesen Sound halt schon zigmal woanders und auch besser gehört. Spaß gemacht haben Orange Goblin aber trotzdem.
Nach recht flottem Umbau starteten Saint Vitus mit der typischen Dave Chandler Ansage „Hey, we’re Saint Vitus“ und dem gewohnten Opener „Living Backwards“. Irgendwie herrschte von Beginn an eine etwas eigenartige Stimmung. Wino wirkte etwas neben der Kappe und teilweise recht angespannt. Ich will nicht sagen, dass er sturzbetrunken war, gelegentlich konnte man aber durchaus den Eindruck gewinnen. Als er aus heiterem Himmel plötzlich einen Fan im Publikum ansprang, sah das im ersten Moment aus, als würde gleich eine Schlägerei ausbrechen. Wino reichte ihm zwar im weiteren Verlauf der Show immer wieder die Hand und versorgte ihn und andere mit Bier welches für die Band bereit stand, der zündende Funke sprang aber zumindest bei mir nicht mehr wirklich über.
Das lag allerdings auch am grottigen Sound, welcher bei Vitus deutlich matschiger als noch bei Goblin aus den Boxen quillte. Keine Ahnung was da los war, aber das kennt man so vom Salzhaus nicht. Das Chandlers Gitarrenspiel nicht kristallklar sein muss, Okay. Hier war aber alles nur noch übersteuert und zu laut. Zumindest in den ersten Reihen war dies der Fall.
Im ersten Teil der Setlist kamen noch „Blessed Night“ und „Let them Fall“ vom Lillie-Album zum Zuge sowie der Kultstampfer „White Stallions“. Der Doomdefinierende Lavabrocken „The Troll“ war ein ebensolches Schmankerl. Das Kultalbum „Born To Late“ wurde anschließend komplett gespielt und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Vor allem „The Lost Feeling“ kam hier sehr gut rüber, auch wenn man Wino kaum verstand.
Chandler zog beim Spielen wie üblich seine Grimassen, während Wino die Hälfte des Gigs mit dem Rücken zum Publikum stand und sich die restliche Zeit am Mikrofonständer festhielt. Mark Adams ist mittlerweile endgültig zur Schlaftablette mutiert. Bewegungsunschärfe braucht ein Fotograf bei diesem Mann nicht zu fürchten. Und Henry Vasquez gab hinter den Kesseln wieder einmal das Urviech. An diesem Abend wirkte Henry mit Abstand am lässigsten und schien als einziger so etwas wie Spielfreude an den Tag zu legen.
Die Hymne „Born To Late“ beendete den regulären Set und mit „Saint Vitus“ gab‘s noch eine Zugabe aus der Scott Reagers-Ära. Wino sprang erneut ins Publikum, diesmal allerdings deutlich relaxter und ließ die Zuschauer den Refrain mitgröhlen. Ein versöhnlicher Abschluss.
Fazit:
Durchwachsener Abend. Orange Goblin’s Auftritt ließ keinen Grund zum Meckern. Die Spielfreude und der Sympathiefaktor der Band sind sprichwörtlich und die Jungs sind immer ein Garant für einen lässigen Abend.
Saint Vitus an diesem Abend solide, aber keine Sternstunde.
Setlist Orange Goblin: |
Setlist Saint Vitus: |
Text + Bilder: Thomas Lang