Datum: 22. Mai 2014
Ort: Sedel – Ebikon
Bands: Toner Low / shEver
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Die Niederländer Toner Low waren mir bis Dato nur vom Namen bzw. von Empfehlungen her bekannt. Eine uferlose Wall-Of-Sound, so hieß es, lässt den Putz von den Wänden bröckeln. Interessante Veranstaltung also, vor allem da als Support die Schweizer Doom-Institution shEver mit dabei waren.
shEver begannen mit einem neuen Stück namens „Smile“. Ein sich leise aufbauender Doom-Brocken, mit shEver-typischen, treibenden Mittelteil. Mit „Je Suis Nee“ dann ein Filetstück des starken letzten Albums. Alex‘ Schreigesang ging wieder bis ins Mark und Sahrah‘s wuchtiges, tribalartiges Schlagzeugspiel erzeugte eine gar hypnotische Stimmung. Dazu die feinen Riffs von Jessica und der pumpende Bass von Chris. Fett!
Die teilweise spirituelle shEver-Stimmung wurde soundtechnisch perfekt in Szene gesetzt. Von Anfang an sehr gut abgemischt zeigte man eindrücklich, was in einem kleinen Club möglich ist, wenn man die Regler unter Kontrolle hat.
„Infinitivivamente Triste“ hieß das zweite neue Stück. Beschwörender, schamanenhafter Gesang zu Anfang, der in fettem, tranceartigem Doom-Gewitter endet. Man darf auf eine baldige Veröffentlichung der neuen Songs hoffen. Im Anschluss „Hagazussa“ mit seinem geröcheltem Intro, ein Band-Klassiker. „Souls Colliding“ und „Delirio“ vom „Rituals“ Album durften natürlich nicht fehlen und zum Abschluss dann das grandios „Path Of Death“ von der letztjährigen Split-EP.
Es ist toll zu sehen, wie sich shEver von Jahr zu Jahr steigern. Die Band bewahrt sich einen sehr eigenen Stil, der eine unglaublich intensive, düstere Stimmung erzeugt, die man erlebt haben muss. Bassist Chris passt auch ganz exzellent zu den drei Damen und legte musikalisch und auch in Sachen Bühnenpräsenz, einen tollen Job hin.
Es verstrich etwas Umbauzeit, bevor Toner Low (der Name stammt übrigens von einer Laserdruckeranzeige) mit den ersten dröhnenden Tönen loslegten. Auf der übergroßen Bass-Drum wurde ein Lavalampen ähnliches Farbenspiel projiziert und auf der Hintergrundleinwand flogen in sattem Grün Hanfpflanzen umher. Sehr schön anzusehen und auch passend zum Sound.
Diese psychedelische Stoner-Doom-Mischung besteht aus endlosen, extrem tief gelegten Gitarren und Bassloops, welche teilweise mit sphärischen Keyboardteppichen hinterlegt sind. Nur selten trat Gitarrist Daan ans Mikro und steuert ein paar verzerrte Textzeilen der fetten Soundwand bei. Leider war seine Stimme etwas zu leise abgemischt und ging deshalb in dieser Walze etwas unter. Einen Sänger mit Kapselgehörschutz hatte ich übrigens vorher auch noch nirgendwo anders gesehen.
Trotz aller Lässigkeit und vibrierender Magengrube fehlte mir persönlich bei Toner Low etwas die Abwechslung in den einzelnen Stücken. Minutenlanges wiederholen eines Riffs kann auf hypnotische Art und Weise gefangen nehmen, nach einiger Zeit aber auch langweilen. Ein schmaler Grat, aber letztendlich eine subjektive Empfindung. Dem anwesenden Publikum gefiel es sehr, meins war es nicht.
Fazit:
Schöner Abend im Sedel mit zwei extrem sympathischen Bands. shEver überzeugten voll und ganz und machen Appetit auf die nächste Veröffentlichung. Toner Low leider nicht ganz meine Baustelle, was das anwesende Publikum anders empfand und sich freudig von den fetten Vibes fesseln ließ.
Text + Bilder: Thomas Lang