Datum: 26. März 2014
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: The Crimson ProjeKCt
Wer sich eingehend mit der Historie der Rockmusik beschäftigt, stösst irgendwann unweigerlich auf King Crimson. Besonders die Freunde progressiver und psychedelischer Klänge nehmen King Crimson als einen der Wegbereiter dieser Musikrichtung wahr und einige Vertreter dieser Band sind heute noch in aller Munde, darunter kein Geringerer als Bassist Tony Levin (Peter Gabriel, The Stick Men, Liquid Tension Experiment).
Der letzte Auftritt von King Crimson liegt nun doch schon 11 Jahre zurück und so wundert es nicht, dass sich drei der ehemaligen und aktuellen Band-Mitglieder, Tony Levin, Adrian Belew und Pat Masteloto, zu einer Formation zusammenschliessen, die sich simpel und einfach The Crimson ProjeKCt nennen. Nein, das ist kein Schreibfehler, die nennen sich wirklich so. Neben den Crimson Mitglieder, sind noch drei weitere MusikerInnen mit von der Partie, unter anderem Julie Slick am Bass. Eigentlich handelt es sich bei The Crimson ProjeKCt eher um den Zusammenschluss zweier Trios. Einerseits das, aufgrund der Instrumentierung, interessante Trio „The Stick Men“ und anderseits das unter Belews Regie stehende Trio mit dem fantasievollen Namen „The Powertrio“.
Der Recherche-faule Konzertbesucher hat sich sicherlich gewundert zwei Drum Sets auf der Bühne zu sehen. Aber eben, jedes der beiden Trios hatte auch einen eigenen Drummer, also stellte man auch zwei Drums auf. Viel versprechend beginnt das Konzert mit Touch-Guitar Spieler Markus Reuter. Sein 8-satiges Tapping-Instrument lässt sich ähnlich spielen wie der Chapman Stick von Tony Levin, wird allerdings eher als Melodie-führender Klangerzeuger eingesetzt. Sphärische Klänge kann man damit ebenfalls erzeugen, wie Markus Reuter dem Publikum eindrucksvoll demonstrierte. Absolut interessant, besonders für die, die noch nie ein solches Gerät im Einsatz sahen. Ich wage zu behaupten, dass nach bald zehn Minuten Vorführung, die sich vor allem in den extrem hohen Tonlagen abspielte und mit einer Vielzahl von Loops und Effekten überlagert wurden, auch der „Neuling“ bald einmal genug hatte, denn irgendwann schmerzte das „Gekreische“ nur noch.
Endlich setzte auch das Drum bzw. die beiden Drums ein und klopften gleich vielversprechend los. Leider fehlte den beiden ein wenig die Synchronisation und oftmals klang es statt „Klack“ eben zeitverzögert „Klack-Klack“. Das wäre alles noch zu verkraften gewesen, hätte da nicht das immerwährende Gekreische von Reuters Touch Guitar noch präsent aus den Lautsprechern des Z-7 gedröhnt. Dass sich die anderen Musiker auch noch einklinkten, verbesserte die Situation keineswegs. Im Gegenteil, es wurde noch wirrer und chaotischer.
Nun, auch der zweite Song ging in gleicher Manier weiter und ich dachte mir, dass ich King Crimson sicher als ein wenig wirr und komplex in Erinnerung hatte, mir das Dargebotene aber nicht annähernd damit verwandt vorkam. Irgendwie kam der Gedanke auf, dass es sich hierbei um ein Experiment handeln müsse, denn auch wenn ich durchaus an verschiedensten Musikrichtung aufgeschlossen bin, konnte ich mich nur schwer dafür begeistern. Man verabschiedete sich auf der Bühne vom gemeinsamen Spiel und teilte sich auf die beiden Trios auf, wobei das eine Trio dem anderen die Stage überliess. Man konnte klar erkennen, dass die Formation „The Stick Men“ definitiv die besseren Karten hatte. Wieso sich die andere Abteilung „The Powertrio“ nannte, entzieht sich allerdings meiner Kenntnisse. Power klingt anders und Belews Gitarrenarbeit in Ehren, aber seine Darbietung empfand ich als die schlechteste, dicht gefolgt von Bassistin Julie Slick. Auf weitere Kommentare möchte ich hier gerne verzichten.
Man kann es als künstlerisches Wirken abtun oder als intellektuelles Klang-Experiment, aber die Aussage eines Zuhörers: „Das ist King Crimson, das muss eben wirr klingen“ kann ich insofern nicht vollumfänglich bestätigen, da ich mich im Verlauf der letzten Jahre doch in ein paar Alben rein gehört habe, wenn auch gleich ich sie nicht jeden Tag höre oder hören kann. Irgendwann kam das Gefühl hoch, dass The Crimson ProjeKCt mit ihrer Interpretationen teilweise absichtlich so schräg klingen will. Ein paar Nummern überzeugten aber durch Musikalität und auch durch harmonisches Zusammenspiel und erinnerten an die legendären Alben von King Crimson. Mehrheitlich erschien der Rest aber eher als ein wirres Darauflosspielen, wie ich es unter Alkohol beeinflussten Jam-Sessions längst vergangener Proberaumzeiten kenne.
Fazit: Schenkt man diversen Facebook-Einträgen Glauben, so hält sich die Begeisterung durchs ganze Band in Grenzen. Ich glaube auch, dass sich die Mehrheit des Publikums auf King Crimsons Musik gefreut hatte, wie sie halt auf den Alben daherkommt und mit dem Klang- und Lärm-Bombardement von The Crimson ProjeKCt einfach überfordert war, wie ich übrigens auch. Vielleicht muss ich mir ein weiteres Mal die Zeit nehmen und mich noch intensiver um King Crimson kümmern. Ob ich ein Konzert von The Crimson ProjeKCt ein zweites Mal besuchen werde? Nein Danke.
Text: Daniel Baratte
Bilder: Liane Paasila