Datum: 19. März 2014
Ort: Gaswerk – Winterthur
Bands: Corrosion Of Conformity / Hellamor
Corrosion Of Conformity als Legende zu bezeichnen ist vielleicht etwas übertrieben, aber an dem unglaublich hohen Kultfaktor der Truppe gibt es nichts zu rütteln. Von so ziemlich jeder Thrash-Band der 80er Jahre gibt es mindestens ein Foto, auf dem mindestens ein Mitglied mit einem C.O.C. Shirt posierte. Der ungebändigte Hardcore Sound der frühen Jahre wurde im Laufe der Zeit mit mehr Metalelementen angereichert und so entwickelten sich C.O.C als Wegbereiter der 90er Sludge-Southern-Metal Bands wie Crowbar oder Eyehategod. Schön, dass sich die Haudegen zu einem ihrer raren Schweiz-Gigs neulich im Gaswerk einfanden.
Es war noch ziemlich leer im Gaswerk, als Hellamor aus Heidelberg die Bühne enterten. Die Jungs sind noch in guter Erinnerung von ihrem damaligen Auftritt im Vorprogramm von Sons Of Otis und Sänger Ralf ist vielen auch bekannt als einer der Veranstalter des Stoned From The Underground Festivals. Tipp an dieser Stelle!
Geboten wurde eine sehr lässige Stoner-Heavy-Rock-Melange, gespickt mit amüsanten Ansagen. Stücke wie „Liar“, „Hero“ oder „Prozac Happiness“ sind klasse Perlen und föhnten ordentlich die Matte. Das Quartett kam sehr sympathisch rüber und trotz des recht überschaubaren Publikums mangelte es in keinster Weise an Spielfreude. Das Glas war eben halb voll anstatt halb leer.
Gitarrist Nino gniedelte tip top seine Solos und an der Rhythmusarbeit von Schlagzeuger Adrian und Neuzugang Klaus am Bass gab’s ebenfalls absolut nichts auszusetzen. Letzterer erinnerte nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Gelassenheit stark an einen jungen Mark Adams (St.Vitus). Ralf sang und presste was das Zeug hielt und durch seine Witzeleien in den Pausen, hatte er das Publikum noch mehr auf seiner Seite. Jedoch hätte seine Stimme durchaus etwas lauter aus den Boxen schallen dürfen. Alles in Allem war der Sound aber in Ordnung. Ein guter Auftritt.
Nach kurzer Umbaupause standen plötzlich ohne großes Trara Mike Dean und Woody Weatherman jammend auf der Bühne. Fragezeichen waren in die Gesichter des Publikums geschrieben, aber nach ein paar Takten war klar, dass war kein Soundcheck, es ging los. Und spätestens als Reed Mullin sich hinter seine Schießbude setzte, nahm die Groove Maschine C.O.C. ihren Lauf.
Das Trio startete mit „Seven Days“ und „Money Changers“ und legte von Beginn an eine enorme Spielfreude an den Tag. Unbeeindruckt von der leider immer noch recht leeren Halle, wurde ein Klassiker nach dem anderen gezockt, dass es nur so eine Freude war. Da einige Medleys gespielt wurden, waren die Übergänge der Stücke etwas schwierig auszumachen, was aber absolut nicht negativ zu werten ist. Neues wie „Rat City“ oder „Psychic Vampire“ zusammen mit den Klassikern „Deliverance“ oder „Vote With A Bullet“, dass ist schon großes Kino.
Während Dean mit seinen Strubbelhaaren etwas aussah wie ein aus dem Nest gefallener Vogel, gab Weatherman optisch das entfesselte Urviech. Und von Mullin, der auch etliche Gesangsparts übernahm, sah man eigentlich nur die Haare. Super! Die Band kam ebenfalls wahnsinnig sympathisch rüber und riss voll mit. Und ja, Pepper Kennan fehlt, mir zumindest. Schade, dass er mittlerweile nur noch mit Down unterwegs ist. Meiner Meinung nach eine total überbewertete Band, die es ohne C.O.C. nie gegeben hätte.
Der Sound war fett. Genauso wie man ihn sich gewünscht hatte. Die erwartete Zugabe „Technocracy“ (Klassiker!) wurde zum Abschluss ohne Pause in das Hauptset eingefügt und so ging ein rundum gelungener Gig zu Ende. Vielleicht etwas zu früh, aber was soll’s.
Fazit:
Schade, dass nicht mehr Leute gekommen sind. Da können die Bands noch so gut aufspielen, auf solchen Geisterkonzerten kann halt nun mal keine richtige Stimmung aufkommen. Dennoch ein toller Abend der Spass machte.
Text + Bilder: Thomas Lang