Datum: 9. – 12. Mai 2008
Ort: Leipzig (D)
website: www.wave-gotik-treffen.de
Written by: Nicole
Pfingstwochenende ist gleich Ausnahmezustand in Leipzig. Die Stadt hat sich auf das alljährliche Treffen der Schwarzen vorbildlich gerüstet, Sonnenblocker und Met in Grossmengen geordert und das bestellte Frühsommerwetter gab nicht einen Hauch Anlass zur Reklamation. Alles in allem, idealste Bedingungen für vier Tage unbeschwertes Gotik-Dasein in einer gastfreundlichen und heimeligen Stadt Leipzig.
Dieses Jahr war sicherlich mit Abstand eines der gemütlichsten Treffen, Wetter sei dank, wo die zahlreichen Grünflächen zum Verweilen einluden und man sich zwischen all den Konzerten und Veranstaltungen entspannen und unterhalten konnte. Der besondere Charme des WGT’s liegt wohl nicht nur darin, dass man sich für ein paar Tage unbekümmert tagsüber dem Schwarzsein frönen kann, sondern auch daran, dass die Leipziger diesen Anlass mittlerweile selber zu schätzen gelernt haben und als festen Bestandteil im Touristenführer aufgenommen haben.
So kann es einem durchaus passieren, dass man sich nach dem Weg erkundigt und dann freundlich von einer rüstigen 80ig Jährigen persönlich zur Parkbühne begleitet wird, wo vor lauter diskutieren sogar eine Extrarunde gedreht wird. Oder Kommentare wie, wir mögen die Schwarzen und wenn ihr kommt, dann bleiben die anderen (die sonst das Völkerschlachtdenkmal für sich beanspruchen) draussen.
Überhaupt war es dieses Jahr für die Nicht-Anhänger der Militär Mode wieder etwas angenehmer, nachdem 2007 doch ein Überangebot aus dieser Unterart vertreten war, was teilweise sehr irritierend gewirkt hatte. Aufgefallen ist dafür, dass der Trend wieder mehr zurück zu den Wurzeln ging, also Haare auf der Seite abrasieren und hoch mit dem Rest. Oder die klassischen und immer wieder schön anzusehenden Barock-Kostüme, welche zum Teil eigenhändig und in stundenlanger Arbeit gefertigt werden.
Konzertmässig gab es wie immer beim WGT neben den bekannteren Bands wie Covenant, Das Ich, Hocico, London After Midnight, Fields Of The Nephilim oder Die Krupps viele kleine Perlen zu entdecken.
Absoluter persönlicher Höhepunkt für mich eindeutig Chamber & Orchester im Schauspielhaus, die es unter erschwerten Bedingungen, die Sitze sind halt auch zu bequem, doch geschafft haben, dass das Haus gegen Ende des Konzertes gerockt hatte und wirklich jeder aufstand, klatschte und mit den Hüften wackelte. Einfach ein geniales Hörerlebnis mit unterhaltsamen Einlagen von Marcus Testory, der es sich nicht nehmen konnte, eine kurze Shakespeare Passage zum Besten zu geben. Man steht ja auch nicht alle Tage auf den Brettern eines Leipziger Schauspielhauses…
Dann war da noch eine überraschende Darbietung von Bacio di Tosca in der Krypta, welche zu schönster Abendstimmung nicht passender hätte sein können. Die musikalische Begleitung ab Band war zwar anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, doch die klassisch ausgebildete und überzeugende Stimme von Dörthe Flemming zog die Besucher sehr schnell in ihren düster romantischen Bann.
Multikulturell ging es auch in der Moritzbastei zu und her als am Freitag Abend die Schweizer Band The Beauty Of Gemina aufspielten. So haben sich zu diesem Anlass die Szenegänger aus dem Ländle zu einem Stelldichein getroffen und ihren talentierten Newcomer unterstützt. Die Band rund um den charismatischen Sänger Michael Sele überzeugte das Publikum vom ersten Ton an und die Fangemeinde wird sich nach diesem Konzert garantiert weiter ausgebreitet haben.
Und da alles einmal zu Ende geht, war auch dieses Treffen am Montag Abend ohne nennenswerte Zwischenfälle beendet, ausser ein paar überbeflissenen religiösen Anhängern, die sich die aussichtslose Mühe angetan haben, mit Lautsprechern auf Besucher einzureden. Aber das kennen wir doch schon zur Genüge und störte somit nicht wirklich.
Somit wünsche ich einen weiterhin festivalreichen Sommer, die Messlatte ist nun hoch gelegt, und auf das, dass der Sonnenschutz niemanden im Stich lässt.