Band: Joachim Witt
Album: Dom
Label/Vertrieb: Sony
Veröffentlichung: 28. September 2012
Website: joachimwitt.de
Geschrieben von: JHG Shark
Joachim Witt wurde 1949 in Hamburg geboren. Einen ersten musikalischen Erfolg als Mitglied der Band Duesenberg durfte er 1980 feiern. Ihr drittes Album „Strangers“ wurde mit dem Deutschen Schallplattenpreis als „Beste Deutsche Nachwuchsband“ ausgezeichnet. Im gleichen Jahr verliess er die Band und startete eine Solokarriere. Die Single „Goldener Reiter“ schaffte es im Zug der Neuen Deutschen Welle auf Platz 2 der deutschen Hitparade. Das Album „Silberblick“ und sein Nachfolger „Edelweiss“ waren so erfolgreich, dass er zum einem der bekanntesten Künstler der Neuen Deutschen Welle avancierte.
Nach diesen Erfolgen verschwand er etwas von der öffentlichen Bildfläche. Er machte weiter Musik und veröffentliche Platten und CDs, aber der kommerzielle Erfolg blieb aus. Das änderte sich 1998: Die Single „Die Flut“ als Duo mit Peter Heppner (Wolfsheim) wurde die erfolgreichste Single in der Karriere von Joachim Witt. Das Album „Bayreuth 1“ verkaufte sich über 500’000 mal und erhielt Platin-Status. Von diesem Zeitpunkt an wurde seine Musik von den Medien und Musikkritikern der Neuen Deutschen Härte zugeordnet.
Ich durfte ihn am WGT 2006 in Leipzig live erleben, seine einzigartige Stimme gepaart mit seinem subtilen Sinn für deutsche Texte machen ihn für mich zu einem Aushängeschild nicht nur der schwarzen Szene, sondern generell der deutschen Musik. 6 Jahre nach seinem letzten Studioalbum „Bayreuth 3“ fand im letzten Monat „Dom“, sein neustes Werk den Weg in die CD-Regale.
Mit der ersten Single „Gloria“ wird das Album gestartet. Sanfte elektronische Strings über einem zurückhaltenden Rhythmus und die imposante Stimme von Witt eröffnen den Song. Hymnenartig nimmt er beim Einsetzen der Toms Fahrt auf, die klassischen Streicher und der feenhafte Chorgesang runden die Medien-Kontroverse Ballade ab. Mit einem melodischen Klavier Intro beginnt „Jetzt Geh”, eine Synthesizer-Hooklink geleitet anschwellend zum Grundthema. Der Refrain dringt angenehm ins Ohr und das Klavierthema aus dem Anfang schwingt dabei oben auf. In der Bridge gefallen mir die Geigen und der donnernde Übergang zum Schlussrefrain.
„Tränen“ wird von akustischen Gitarrenakkorden getragen, klanglich passend dazu ist das Schlagzeug-Set eingebaut und auch hier wird nicht mich klassischen Streicherelementen gespart. Minimalistisch-elektronisch startet „Königreich”, die Strings werden immer lauter und der imposante Refrain dringt aus den Boxen. Dieser Song hat im letzten Drittel Tanzpotenzial und der Teil kurz vor Schluss mit dem Noise-Solo ist absolut brillant gemacht. Viel Melancholie ist bei „Beben” zu hören und mir gefällt die weibliche Stimme nicht, sie ist mir zu schlagerhaft. Mit den Attributen nachdenklich, pompös und sinnierend würde ich „Licht im Ozean“ beschreiben, dabei kommt das einzigartige Stimmorgan von Witt glanzvoll zur Geltung.
Am Anfang von „Komm nie wieder zurück“ hört man ein leises Knistern, das von einer Schallpatte sein könnte. Der Song ist auf einem Synthesizer-Arpeggio aufgebaut, die verbitterte Stimmung wird durch den Text, bei dem es um das Ende einer Beziehung aus der Sicht des Verlassenen geht, pointiert und unterstrichen. Das Spezielle an „Leichtsinn“ ist der Tango-mässige Rhythmus inklusive Harmonika-Sound im Grundthema, der opulente Abschluss ist grandios arrangiert und umgesetzt. Mit „Untergehen”, einer melancholische Ballade findet das Album sein Ende.
„Dom“ ist kein Album, das mit den „Bayreuth“ Werken verglichen werden kann. Die spannende Symbiose aus Klassik und Electronica ist Witt und seinem Team gelungen. Es ist ein Album mit Tiefgang und passt zu einem Streifzug durch die herbstlichen Wälder und Auen.
Tracklist:
1. Gloria
2. Jetzt Geh
3. Tränen
4. Blut
5. Königreich
6. Beben
7. Licht im Ozean
8. Komm nie wieder zurück
9. Leichtsinn
10. Untergehen
Bandmitglieder:
Joachim Witt – Gesang
Christian Neander – Gitarre
Rainer Robben – Piano
Christian Hasselbring – Schlagzeug
Gründung:
1980