Schall & Lauch / VÖ: 24. März 2023 / Electro, Rock
mat-hem.com
Text: David Spring
Keineswegs sollen die fatalen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die für viele noch lange nicht vorbei sind, klein geredet werden. Doch wenn es etwas Gutes am Lockdown und der ganzen Misere gab, dann der Schub an Kreativität, den viele als Resultat des entschleunigten Lebens verspürten. Bekannte und unbekannte Künstler:innen fanden neue Zeit und Inspiration, um wundervolle Werke zu kreieren. So zum Beispiel Matthias Flückiger, der mit seinem Elektro/Rock-Einmann-Projekt M.Ä.T. Handmade Electronic Music vor einigen Monaten sein allererstes Solo-Album zur Welt brachte.
M.Ä.T., den man als Gründungsmitglied der Aarauer Rock-Grösse The Vibes kennt, vermischt die Möglichkeiten elektronischer Musikinstrumente, die möglichst viele Regler und Knöpfe haben, mit der Wucht und Intensität der Rockmusik. Dabei spielt er sämtliche Instrumente selbst – auch live – und beweist ein grossartiges Fingerspitzengefühl für eingängige Melodien und spannende Kompositionen. Der Opener «Come On» ist ein vorzügliches Mission-Statement. Ein brummender Synthie, ein simpler Stadion-Rockbeat und dazu die kratzig sympathische Stimme sowie herrlich nostalgische Vibes – was für ein Auftakt. Die sympathische LaLaLa-Hook bleibt sofort im Hirn hängen und man fühlt sich im Handumdrehen verliebt.
«Whole Lotta Love» danach ist rockiger, ganz dem bekannten Namenspaten aus den 70ern entsprechend. M.Ä.T. versteht es, sein ganzes Instrumentarium effektiv einzusetzen und so einen Song zu basteln, der gleichermassen an The Prodigy und Led Zeppelin erinnert. Das soll ihm mal jemand nachmachen. «I See You» wiederum ist ein fetter Mid-Tempo-Rocker, der von einer Hammond-artigen Orgel und dem unvergleichlichen Gesang, der zwischen aggressiv kratzig und sphärisch verpeilt, hin und herschwingt, lebt. Es macht richtig Spass, in den abwechslungsreichen Songs die unterschiedlichsten Referenzen zu anderen Künstlern rauszuhören. Hier etwas Adele, da etwas Coldplay, hier mal kurz Fatboy Slim zitiert, da etwas zu Black Rebel Motorcycle Club geschielt.
Kurz: «Human Idiocy» ist unglaublich spannend, kreativ und voller Überraschungen. M.Ä.T. ist ein herausragend talentierter Künstler, der sein Fach versteht und dabei mit seinem Schaffen unendlich Freude versprüht. Immer mit einem kleinen Grinsen im Gesicht, ein bisschen naughty, ein bisschen verspielt. So macht Musik Spass. M.Ä.T. Handmade Electronic Music vereint das Beste aller Genres und das Resultat ist ein äusserst kreatives, überzeugendes und faszinierendes Album, das man gehört haben muss.