Eigenveröffentlichung / VÖ: 25. Mai 2023 / Synthie Pop, Indie
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Text: David Spring
Was wäre unser Land ohne die sympathisch kuriose Romandie? Ja, wir tun uns gerne schwer mit der Sprache, dieses Französisch ist schon vermaledeit kompliziert. Aber ist der linguistische Röstigraben mal überwunden, gibt es so viel zu entdecken und zu geniessen. Zum Beispiel Fly Ash aus den Tiefen des Waadtlands, ein fabulöses Ein-Frau-Projekt, das mit verspielten Synth-Klängen, feinem Pop-Gespür und allerlei Kuriosem nun eine erste EP am Start hat.
Agnès Schüpbach, so Fly Ash mit richtigem Namen, hat sich seit 2019 hinter ihren Synthies und Laptops verschanzt, um vier vorzügliche Songs zu produzieren. Den Auftakt macht «Falling Stars» und schon bei den allerersten Tönen fühlt man sich sofort in die 90s Pop-Welt, die spätestens seit Stranger Things ein massives Revival erlebt, zurückversetzt. Schnell fällt neben den munter arpeggierten Melodien und dem fetten Beat vor allem die eingängige, träumerische Stimme der talentierten Künstlerin auf. Der gnadenlos charmante französische Accent passt wundervoll dazu und verleitet immer wieder zum Schmunzeln.
Mit «Insanity» wird es funkig. Unverschämt dreckige Synth-Bässe, lustig hüpfende 8-Bit Geräusche, ein gemütlicher, tanzbarerer Beat und die sexy Stimme von Fly Ash machen den Track zu einem echten Highlight. Es folgt «Miss Mantis», das so kämpferische wie bizarre Mission Statement der Künstlerin. Stellenweise leicht verstörend doch voller Kreativität springt der Track von frohgemut spielerischen Strophen zu hektisch durchgedrehten Refrains und zeigt so die etwas weniger eingängige, dafür umso effektivere Seite von Fly Ash. Die Musik ist genau eingängig genug, um sofort im Ohr festzukleben, und dabei verspielt und kreativ genug, um einzigartig und faszinierend zu bleiben.
Natürlich darf auch ein französischsprachiges Lied nicht fehlen. Das mysteriöse, sexy «Lentemps» besingt den unaufhaltbaren Lauf der Zeit, Fly Ash überzeugt mit hervorragendem, süffigem Gesang, typischen Saxophon-Klängen sowie sehr untypischen 8-Bit-Spielereien. Fantastisch. Um die EP rund abzuschliessen, folgt mit «8Shits» noch ein nervöser, instrumentaler Bonustrack, der, ganz dem Namen entsprechend, ein Bisschen wie ein Game Boy auf MDMA klingt – glorreich, bekloppt und wundervoll kreativ. Somit bleibt: die interessanteste Musik kommt einfach immer wieder aus der Romandie. Chapeau an Fly Ash für diesen tollen, mehr als gelungenen Einstig. Man darf gespannt sein, was da noch kommen wird.